Alltag mit Heilsversprechen

So, jetzt bin ich wach. Es fällt mir schwer in den Tag zu finden, aber das habe ich wohl schon erwähnt. Mein morgendliches Denken ist noch schwammig und diffus, darum wiederhole ich mich wohl. Es ist der Tag danach. Die grossen Wechsel haben gestern stattgefunden, Schulbeginn, der erste Chindsgitag, die Lehre, die elterlichen Emotionen. Heute haben wir uns schon ein bisschen daran gewöhnt, der Abschied katert noch in Kopf und Bauch, doch der Alltag steht schon vor der Tür und winkt versöhnlich mit seinem Heilsversprechen. Morgen schon haben wir uns an das Neue gewöhnt und spätestens nächsten Montag können die Kleinsten ihren Schulweg selber bewältigen und unser Denken kreist nicht mehr um das nächste Znünibrot oder die tausend Ermahnungen die wir noch deponieren wollten, damit dem Kind dann wirklich nichts passiert. Langsam wenden wir uns wieder unseren eigenen Aufgaben zu und sei es nur solange die Schule dauert. Das ist nicht zu unterschätzen, denn Gewohnheiten geben uns Sicherheit, die Routine spendet Trost im herausfordernden Loslassprozess. Der Alltag, den wir oft verdammen, das immer Wiederkehrende, das uns langweilt, ist ein Boden der trägt, wenn wir uns schwer fühlen. Mit Leichtigkeit ist er gestalt- und veränderbar, in schwierigen Momenten begrüssen wir seine Beständigkeit, das immer Gleiche, das uns nicht viel mehr abverlangt als die Verrichtungen zu tun, die wir kennen. Die Lücken, die entstehen, wenn die Kleinen das Nest verlassen, die Stille, die plötzlich das Haus erdrückt, – schiebt den Staubsauger an und lasst ihn durchs Wohnzimmer röhren und dann, ganz langsam lichtet sich die Schmerzwolke und der Abschiedskloss, der noch auf die Brust drückt, zerbröselt und  schnell realisieren einige, dass sie Zeit bekommen haben. Weg mit den Haushaltsvehikeln, die neue Freiheit winkt – drei Stunden zur freien Verfügung. Wer will die schon mit Trauern und Putzen verbringen. Rafft die Röcke Ladies und in die Hosen, ihr Hausväter, jetzt kommt Eure Stunde!