Alptraum – Baby vergessen!

Immer wieder habe ich diese Alpträume, dass ich mein Baby vergesse. Ich vergesse es nicht im Auto, sondern ihm die Brust oder das Fläschchen zu geben. Dann schrumpft es jeweils und wird ganz klein, so klein wie ein Fingerpüppchen. Im letzten Moment kann ich dann jeweils das Unglück noch abwenden und ihm die nötige Nahrung zuführen, worauf es schnell wieder wächst zu seiner normalen Babygrösse.

Was aber den Alptraum ausmacht ist, dass ich es dann wieder vergesse und von den schrecklichsten Gewissensbissen geplagt werde, weil das einfach nicht geht, moralisch verwerflich ist und beweist, dass mir mein Kind nicht wichtig genug ist, dass ich dieses unschuldige und hilflose Geschöpf, das mir anvertraut ist, dass auf meine Liebe und Sorge angewiesen ist nicht ……. genug liebe? Ich zermartere mir dann mein Traumgehirn mit der Frage, wie ich Solches je wieder gut machen und zukünftig verhindern kann und ich wache völlig aufgelöst und untröstlich über mein eigenes  Versagen auf.

Wie ihr wisst sind meine Kinder schon gross und ich habe sie nie, nicht eine Sekunde meines Lebens vergessen. Ich bin mit meinen Zwillingen einkaufen gegangen, obwohl ich zwei Migroswägeli brauchte um die zwei Maxi-Cosys zu platzieren und ich habe mich keine Sekunde für meine Down-Tochter geschämt und sie deshalb, versteckt im Auto gelassen – alles schon geschehen!

Trotzdem träume ich davon und kann mir – nur so ein wenig im Ansatz – vorstellen, welcher Horror über einem hereinbricht, macht man sich auf solche Weise schuldig.

In Wirklichkeit kann ich mir nicht vorstellen, dass solches einer Mutter passieren kann – vor allem, weil man über solche Fälle schon genügend Schreckliches gehört hat. Mann und Frau weiss, dass man kein Tier, schon gar nicht sein Baby in einem heissen oder auch kalten, überhaupt nicht im Auto vergessen sollte. Aber es ist wieder passiert – schon wieder! Und ich bin entsetzt!

Vielleicht war es der Vater, dem sein Kind auf dem Weg ins Geschäft, in Gedanken schon beim Job, einfach aus dem Kopf gefallen ist. Kann das passieren? Ja, mit dem Müll am Morgen hinaustragen, mit dem Zahnarzttermin vereinbaren, mit dem Telefon an die Frau, aber doch nicht mit dem eigenen Kleinkind!

Ich glaube, da muss jemand sehr gestresst sein, neben sich stehen, mit dem Leben und sich nicht mehr klarkommen, sodass die Kraft für Fürsorge und Empathie fehlen. In diesem Zusammenhang fällt mir dieser Fall ein – er liegt Jahre, wenn nicht Jahrzehnte zurück – als eine drogensüchtige junge Mutter ihr Baby einfach auf dem Balkon eines Hochhauses in Zürich verhungern liess – sie hatte es vergessen, die zuständigen Sozialstellen hatten versagt.

Die Frau war auf Drogen, ein Sozialfall, das macht die Sache nicht besser, aber man hat eine Erklärung. Im neusten Fall aber, finde ich gar keine.

 

Ich masse mir kein Urteil an.

Ich frage mich nur, wie man mit dieser Schuld leben kann.