Das Schöne soll die Plagegeister entwaffnen

Heute habe ich Geburtstag. Nicht dass dies gross betont werden muss, denn das älter werden – und ich bin nun in diese Schlaufe übergelaufen, in der man manchmal lieber wieder jünger wäre – ist ein Prozess, der nicht nur Freude macht.

Ich bin nun 52 Jahr alt. Fünfzig ist die Mitte – hab ich mir gesagt. Das setzt natürlich voraus, dass ich 100 werde, aber andere Varianten werden von meinem Bewusstsein verdrängt, obwohl mich gerade momentan so einige Zipperlein plagen, die in noch grösserer Dichte einem das Leben wirklich vermiesen könnten. Je mehr Schmerz plagt und je unbeweglicher man wird desto kleiner unser Radius. Doch ich male keine Teufel an die Wand und hoffe auf die Reparatur meines Knies und die Kühlung meines Hormonhaushaltes, und dann werde ich wieder durchstarten mit Sport, Yoga und gesunder Ernährung und langen Spaziergängen mit meinem Hund, der schon Monate darauf wartet endlich wieder so richtig mit mir durch die Wälder zu streifen.

Das tönt nach Silvestervorsätzen? So kam es mir heute morgen auch vor als ich mir auf der Fähre von Meilen nach Horgen den Wind durch meine frisch gemèchten Haare wehen liess (Hellblond macht frisch und jung. Die grauen Haare muss man noch nicht sehen). Aber ein Geburtstag ist eine gute Gelegenheit für ein In sich gehen und das Fassen von Vorsätzen, die man sich ja leider nicht zum ersten Mal auf die Fahne schreibt. Dieses Leben macht sich oft einen Spass daraus uns diese Fahnen zu zerfetzen und schon nach dem ersten Sturm sind sie unleserlich geworden und wir haben vergessen, dass wir alten Ballast abwerfen wollten, uns zum Beispiel nicht mehr damit quälen möchten zu gefallen und es anderen Recht zu machen.

Heute ist für mich ein Tag der Freude und der Entspannung, denn es ist der Tag meiner Geburt und ich will mich erinnern, immer wieder und besonders bei dieser Gelegenheit, dass der Sinn meines und jeden Lebens ist, sich zur Blüte zu bringen und das eigene Sein und die Liebe zu sich selber und für alle in die Welt zu tragen. Irgendjemand, nennen wir es die Schöpfungsintelligenz hat etwas mit mir vor und mich darum in diese Welt gesandt. Auch wenn ich den Eindruck hatte und manchmal immer noch habe, dass hier unten gar niemand so wirklich auf mein Kommen gewartet hat, bin ich doch da und  versuche meinen Platz zu finden, und  während mir die sommerliche Seebrise die Gedanken klärt – streife ich einmal mehr alles ab, was mich quält und übergebe es der Weite des Wassers und des Windes: Trauer, Schmerz, Enttäuschung, unerfüllte Hoffnung und alle hohen Erwartungen und diesen Druck. Sie zersetzen die Liebe und schwächen meine Lebensquelle.

Ich trete ein in ein neues Lebensjahr und das will ich frei und geläutert tun. Sie werden mich wieder finden, all diese Plagegeister, ich weiss es. Doch ich werde mich wappnen. Das Schöne in meinem Leben soll sie entwaffnen. Davon ist genug vorhanden – ich bin bereit!