Der Hund, mein Freund

Ich bin in einer Lebensphase in der man sich auf das besinnt, was wichtig ist. Für mich sind Menschen, die ehrlich und treu sind sehr wichtig. Ich weiss, auf sie kann ich mich verlassen. 

Ich will hier aber nicht über meine verlässlichen und weniger verlässlichen Menschenfreunde sprechen, sondern über ein anderes Wesen, das mir immer treu zur Seite steht. Ja, ja, ich höre sie schon, die Stossseufzer: Mein Gott. jetzt meint sie ihren Hund!

Richtig! Der Hund ist eine alte, neue Liebe von mir. Schon als Kind habe ich Hunde geliebt. 

„Hunde sind so treudoof, nur gezüchtet um dem Menschen hinterherzuhecheln. Katzen, ja, die sind unabhängig!“

Ich kenne diese Argumente. Übrigens mag ich Katzen auch sehr und ich bewundere ihre Eigenständigkeit. Aber Hunde oder jetzt mal meinen Hund, die Stella, die liebe ich. Katzen werden übrigens auch schon lange gezüchtet und leben mit dem Menschen, wie der Hund, der sich in grauer Vorzeit – und das heisst wirklich schon vor sehr langer Zeit – angewöhnt hat mit den Menschen zu ziehen und in ihrer Nähe zu bleiben, weil es da meist etwas zu futtern gab. Irgendwann hat sich dieses Band gefestigt und der Hund wurde ein nützlicher Begleiter für den Menschen, half die Herde oder das Haus zu hüten und Tiere zu jagen oder bei der Jagd zu apportieren. Dadurch hat sich wohl das Band zwischen Mensch und Hund gefestigt. Ich habe gelesen, dass kein Tier des Menschen Gemütsverfassung so gut lesen kann wie der Hund. Er ist nämlich fähig, beide menschlichen Gesichtshälften separat zu deuten. Das ist erstaunlich!

Ehrlich, ich finde es total schön, wenn mich mein Tier lesen und verstehen kann. Die Motivation war ursprünglich wohl um Futter und einen Platz am Feuer zu bekommen, aber meine Stella ist definitiv nicht nur aufs Futter fixiert und das obwohl sie ein halber Labrador ist. Übrigens schmust sie sogar mit der Katze, die ihren ganz eigenen Kopf und Lebensrhythmus hat, die aber ein paar Streicheleinheiten auch nicht abgeneigt ist.

Ob Mensch oder Tier, wir wünschen uns alle Zuneigung und das Gefühl verstanden zu werden. Trotzdem scheitern wir oft in unseren Beziehungen genau darin. Wir schaffen es nicht die gegenseitigen Erwartungen zu erfüllen, fühlen uns oft ungeliebt, ungesehen, unverstanden. Da lob ich mir den Hund. Er oder sie mag mich ohne dass ich viel Eigenleistung erbringen muss, einfach, weil ich da bin, mit ihr spazieren gehe, sie streichle und füttere. Sie ist meistens in meiner Nähe. Ich bin nie ganz alleine und habe auch immer jemanden zum Schmusen.

Wir streifen zusammen durch die Wälder und schnuppern wortlos den Duft der Schöpfung.

Tiere sind keine Menschen, das sollte man nicht vergessen. Sie ersetzen keinen Partner oder Freund. Sie zu vermenschlichen finde ich doof. Meiner Meinung nach ist es völlig ok, dass sie sich uns anpassen, nicht unbedingt im Ehebett schlafen und das ganze Sofa besetzen, sondern wissen wo ihr Plätzchen und wo ihr Futter ist. Ok, unser Hund hat ein paar Plätze, aber wir haben auch ein grosse Haus – vielleicht auch noch Platz für einen zweiten Hund. Auch zwei werden sich gut in unseren Alltag integrieren lassen und sich uns anpassen und ich werde von jetzt an auch nicht nur noch Hundegeschichten schreiben! 🙂

Jetzt sind die Kinder ausgeflogen, jetzt kommen die Hunde! Hmmm, ja vielleicht. Ich mag Tiere und ich mag es irgendwie Teil eines Rudels zu sein. Noch grossartiger finde ich es, dass ich der Rudelsführer bin und mir die Tiere nach einer gewissen Lehrzeit auch gehorchen – nein, nicht dummdoof, denn jedes dieser Wesen hat auch seinen Charakter, aber doch treu ergeben. Das war ja bei den Kindern nicht immer so. Die mussten ihren eigenen Weg finden und das geht nicht ohne Ablösungswehen und Widerstand.

Der Hund will sich nicht von mir lösen, er will mich begleiten. Dafür liebe ich ihn und ich erfreue mich an seinem Wesen.

Ich habe Schwierigkeiten Menschen zu verstehen, die keine Tiere mögen, aber ich habe auch Mühe mit solchen, die ihre Liebe ausschliesslich auf eine Art beschränken.

Ich mag Tiere in ihrer Vielfalt und genauso sollten wir Menschen es untereinander halten. 

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