Manchmal da tippt mir das Leben sachte auf die Schulter und erinnert mich daran, mich zu besinnen. Das geschieht bei den unerwartetsten Gelegenheiten, wie gestern als ich mir einen Sternstunde-Dok angeschaut habe über Gärten und die Menschen, die sie pflegen und darin leben.
In zauberhafter Natur erzählen ältere finnische Paare über ihr Leben und ihre Arbeit in ihren grünen Oasen. Ich bin gerührt und Demut stellt sich ein. Es handelt sich nicht um wahnsinnig spektakuläre Schilderungen abenteuerlichster Lebensentwürfe. Nein, ein Mann schildert, wie besessen seine Frau im Garten herumwuselt, dass sie es sogar nachts nicht lassen kann und zusammen mit einem Fuchs im Garten „herumwildert“ – wunderschöne Aufnahmen mit Mitternachtsonne untermalen die Erzählstimme. Was mich so beeindruckt ist diese grosse Akzeptanz. So ungefähr: Meine Frau ist nicht zu bremsen. Sie kann oft nicht mehr aufhören. Offensichtlich braucht sie das und darum lasse ich sie. Wenn es ihr gut tut und sie zufrieden ist. Wir sind schon so lange zusammen. Es war Liebe auf den ersten Blick und seither leben wir ein gutes gemeinsames Leben.
Und genau in diesem Moment spüre ich diese leise Berührung meiner Schulter und höre dieses Flüstern, das ich schon kenne, das leider zu oft durch den Lärm, den unser Leben verursacht, übertönt wird. Ich vernehme zwei Wörter. Ich kenne sie schon. Schon ein paarmal sind sie mir begegnet und ich habe sie erkannt. Ich habe sie mir eintätowiert, bildlich verankert auf meinem Arm und tief eintauchen lassen in meinen innersten Kern. Ich glaube, sie sind die Essenz allen Seins und Lebens: Liebende Güte!
Sie fängt bei mir an. Lasse ich sie mir zukommen, dann ist es ganz einfach, das Leben, das Sein, die Liebe. Und dann überträgt sie sich. Das ist auch ganz einfach.
Dann kann ich meine Kinder loslassen und vertrauensvoll dem Leben übergeben. Und ich liebe meinen Mann, auch wenn er sich schon wieder allabendlich mit der Championsleague vor dem Fernseher verabredet. Ich liebe ihn auch wenn er wieder keine Lust hat mit mir einen Sommersonntag in unserem Garten zu geniessen, sondern sich nach fünfstündiger Biketour auch noch all die langweiligen Radrennen drinnen vor der Mattscheibe reinziehen will. Im Winter ist jeden Sonntag Langlauf angesagt, zuerst auf eigenen Skiern – da mach ich ja noch mit – aber dann zuhause vor dem Fernseher schläft mir vor Langeweile wirklich alles ein.
Und während er dann vor der Kiste einschnarcht, lasse ich meine Erwartungen los, betrachte ich ihn mit liebender Güte und mach dann mein Ding und lass ihm seins. Dann ist alles gut.
Und irgendwann später, in einem unerwarteten Augenblick überrascht er mich, mit…….. seiner liebenden Güte!