Die Menschheit ist noch nicht bereit für den Herbst

Ich habe es gestern wahrgenommen. Die Menschheit ist noch nicht bereit für den Herbst. Sie will festhalten am Sommer und an der Hoffnung, dass er noch besser wird, dass die schönen, heissen Tage noch kommen und dass sich das Sommerversprechen, dass wir uns jeden Frühling geben, dass sich die Vorstellung vom blauen Himmel und die Erwartung heisser Tage und lauer Nächte erfüllt. Aber er ist ein unzuverlässiger, wankelmütiger Schuft, der unsere Erwartungen und unsere Hoffnungen immer wieder enttäuscht. Er ist oft abweisend, grau und nass, stürmisch, wenn wir es gerne sanft hätten und kalt, wenn wir seine Wärme brauchen. Ihr merkt schon, worauf ich hinaus will? Ja, ihr könnt ihn jetzt hassen für all die Enttäuschungen und die zerstörten Träume von Sommerfesten und Badeferien mit den Kindern am See. Die schönsten Vorhaben sind ins Wasser gefallen und wenn die Planung angepasst wurde und man dann halt ins Kino ging mit Schirm und Regenmantel, ja dann waren plötzlich die Wolken wie weggeblasen und die Sonne brannte unbarmherzig auf unsere Gummistiefel und kochte unser Bedauern hoch, dass wir total falsch waren in diesem Kinoprogramm. Tja, diesen Kerl kann man nur hassen und verlassen….. oder wir nehmen ihn halt wie er ist und lassen los. Diese Erwartungen sind wie ein Traum vom glutäugigen Italiener. Sie gehören in den Süden. Vielleicht gelingt es uns nicht immer des Sommers Wechselhaftigkeit zu lieben und sein unstetes Wesen nervt uns, wenn er uns wieder unsere Pläne vermasselt. Aber nehmen wir ihn wie er ist, kann er uns überraschen und dafür können wir ihn jederzeit lieben. Er ist rauh und schön, stürmisch und leidenschaftlich, oft weht eine steife Brise. Er ist auch wandelbar und wenn es ihm gefällt kann er auch den südländischen Macho geben. Lassen wir uns überraschen von seinen Einfällen!