Es darf auch leicht sein! Dieser Spruch hängt an meiner Magnetwand hinter meinem Arbeitstisch und hat mich gerade angesprungen. Angesprungen ist das richtige Wort, weil der Spruch, in luftiger Schnürchenschrift unter dem Bild einer Frau steht, die gerade einen grossen Sprung macht. Sie hält dabei mit gestrecktem Arm ein apfelgrünes Tuch in den tiefblauen Himmel, das sich, nett assortiert zu ihren Hosen durch die Bewegung und durch den Gegenwind hinter ihr in schönster Aufgeblähtheit und ganzer Länge entfaltet. Beim Betrachten stellt sich der Wunsch nach Leichtigkeit unvermittelt ein und auch die Idee, dass sie ohne grosse Anstrengung zu erlangen ist. Das stimmt wohl auch – für die einen, für andere weniger.
Auch ich wünsche mir mehr Leichtigkeit und Entspannung, aber bin gerade in schwierigen, belastenden Situationen ziemlich ratlos, wie ich mir diese beschaffen könnte. Ich gehöre wohl eher zu den Anderen und mache mir viele Gedanken. Ich nehm’s manchmal schwer, könnte man sagen.
Wie kommt das? Vielleicht möchte man immer alles richtig machen!? Die Angst vor Fehlern kennt ja beinahe jeder. Leichtigkeit hat doch auch damit zu tun, dass man sich Fehler erlaubt. Man geht einfach drauflos ohne darüber nachzudenken, was schief laufen könnte. Fehler sind wichtig, um zu lernen, sagt man. Oft haben wir aber etwas anderes gelernt, nämlich, dass wir für Fehlverhalten bestraft wurden, was oft auch einem Liebesentzug gleichkam. Wenn wir perfekt sind, fehlerfrei halt, dann müssen wir doch zwangsweise geliebt werden. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?
Und…., wenn wir geliebt werden, fühlen wir uns gut und leicht. So schnell schliesst sich der Kreis.
Doch irgend ein Teilchen fehlt da noch! Warum scheinen die meisten Menschen beim Versuch möglichst perfekt zu sein so verkrampft? Irgendwie geht der Schuss ja wirklich nach hinten los. Man gibt sich wahnsinnig Mühe, möchte das Beste geben, alle zufrieden stellen, ja sogar glücklich machen um dafür geliebt und auch glücklich zu werden und schlussendlich geht’s in eine ganz andere Richtung und die Häme ist einem sicher und die ganz Perfekten sind oft die Einsamen.
Tja, man kann sich Leichtigkeit also nicht erarbeiten. Gute Leistung verschafft uns nicht per se Liebe und Leichtigkeit, höchstens Erfolg und Macht und diese – man rät es – wird oft mit Liebe verwechselt.
Ich ahne es schon und es nervt mich einmal mehr, weil die Antwort so einfach ist und die Umsetzung so schwierig: Liebe Dich selbst, dann verzeihst Du Dir die eigenen Fehler und auch die der anderen und sie lieben Dich dafür und die Spielwiese ist eröffnet und alles ist leichter.
Ich bin froh, dass der Spruch an meiner Pinnwand hängt und mich ab und an daran erinnert.