Auch wenn meine Körperbewegungen durch mein Knie momentan eingeschränkt sind, so lass ich meine Gedanken frei fliegen, das Tempo ist hier irrelevant.
Das führt mich einmal mehr zum Thema Geschwindigkeit und Effizienz. Ich bin jetzt sozusagen entschleunigt und ebenso schnell wie solches manchmal passiert, kommt die Frage auf ob die Verlangsamung gezwungenermassen aufs Abstellgleis führt. Ist die Leistungsstärke das oberste Interesse unserer „neuen“ Welt?
Gerade in der Diskussion um das Vollzeit-Mutter-Berufsmodell oder eleganter ausgedrückt „Modell Familienunternehmerin“ und seine Karrierechancen drängt sich die Effizienz immer wieder in den Vordergrund.
Nach spannenden Inputs in den Mamablogs von letzter Woche zum Thema, durften wir am Montag im Netz einen ganz anders gewichteten Artikel lesen. Teilzeitarbeit soll Frauenkarrieren erschweren und bedeute noch mehr Stress. Von ein paar Vertreterinnen in leitenden Positionen wird für ein 80-100%-Pensum plädiert – und salopp ausgedrückt: für eine Nanny! Offensichtlich spricht auch die Statistik wieder ein klares Wort gegen grosse Karrierechancen im Teilzeitpensum. Wie auch immer und wer auch immer die Statistik auswertet, ich höre das nicht zum ersten Mal.
Worauf ich aber diesmal mein Augenmerk gerichtet habe sind gewisse Formulierungen rund um die Arbeit als Familienunternehmerin. Es ist erschreckend. In diesem Kontext wurde nicht einmal mehr die Bezeichnung Hausfrau erwähnt. Es geht nur noch darum, wieviel Zeit man dafür investieren will ZUHAUSE zu bleiben. Dass Frau sich in der im Teilzeitpensum verbleibenden Zeit einem zweiten Job widmet, davon war keine Rede. So wird einmal mehr das Cliché zementiert, dass Frau oder auch Mann, wenn sie zu den Kindern schauen und das Familienunternehmen schmeissen eben NUR zuhause bleiben. Das ist dann natürlich auch nicht förderlich für die Karriere und entgegen allen gutgemeinten öffentlichen Aeusserungen wird die Zeit, die da in der „Versenkung“ verbracht wird nicht angerechnet – im Curriculum bleibt ein Loch, die Karriere harzt, im schlimmsten Fall sind die Berufschancen nach Jahren Familienzeit am Arsch.
Da erinnere ich mich doch gerne an all die Kommentare auf meinen letzten Mamablog, die so enthusiastisch die individuellen Möglichkeiten aufzählten, die wir ja nur ergreifen müssen.
Ich bin auch der Meinung, dass jeder seines Glückes Schmied ist und es ist auch so, dass wir in einer Zeit leben, in der wir uns unser Lebensmodell ziemlich variantenreich zusammenbasteln können.
Trotzdem und nochmals: Entscheide ich mich für die Familienarbeit, verzichte ich darauf als Person zu gelten, die einen Job hat, denn ich bleibe ja einfach zuhause. So wird das immer wieder dargestellt.
Ich verzichte auf einen Lohn und mein Lebenslauf weisst eine Karriereloch auf. Ein Zeitloch, während dem ich verschiedenste anspruchsvolle Aufgaben zu meistern hatte, sowohl organisatorische, wie auch solche, die eine grosse Flexibilität, Kreativität, Lösungsorientierung erforderten, kombiniert mit pflegerischem Aufwand, handwerklichem Geschick, kulinarischer Virtuosität, innenarchitektonischem Flair und natürlich psychologischen und erzieherischen Skills um nur einige der geforderten Kompetenzen zu nennen. Vergessen wir nicht das Einfühlungsvermögen, die grosse Akzeptanz, Kongruenz – man kann ja Kinder nur wirklich gut vermitteln, was man selber vorlebt – und viel Liebe.
Es ist mir bewusst, dass ich mich wiederhole….. wieder und wieder. Doch ich tue es, weil all diesen vielfältigen Anforderungen und Fähigkeiten, die sich FamilienunternehmerInnen im Laufe ihrer Karriere zugelegt haben komischerweise keinerlei Beachtung geschenkt wird, ganz zu schweigen von den gemeinnützigen Aufgaben, die spätestens ab Schuleintritt der Kinder geleistet werden z.B. im Elternrat.
Im Auge der wirtschaftlichen Betrachtung und in der öffentlichen Karrierediskussion war man dann also einfach mal weg vom Fenster, zuhause!