Halb so schlimm!

Wenn ich jetzt hier, an dieser Stelle, erzähle, dass ich heute eine Untersuchung hatte, von der es mich gedanklich schon immer ekelte, dann klickt Ihr meinen Blog sofort weg. Aber halt! Ich tue es trotzdem und zwar deshalb, weil es vorsorglich irgendwann ab Fünfzig sein sollte und vor allem um Euch allen Mut zu machen, weil es gar nicht so schlimm und eklig war, wie ich mir das immer ausgemalt habe. Soviel zur Macht der Fantasie, die ja etwas wunderbares sein kann, aber in gewissen Fällen eben auch der Übertreibung unterliegen kann.

Also ich sag’s jetzt, ja? Ich hatte heute eine Darmspiegelung! Ja, wäääck! Uiiiii, nei! Dann muss frau doch auch dieses ecklige Zeugs trinken und davon etwa sechs Liter!!!Davon wird es einem ja schon schlecht und dann noch so einen Schlauch in den Arsch. Das ist ja das Allerletzte.

Ich habe mich dann auch gefragt, wie man überhaupt Magen-Darmspezialist werden kann als Arzt. Vielleicht läuft in diesen Organen wahnsinnig viel Spannendes ab oder man verdient sich damit einfach einen riesen Sack Geld. Selbst dann hätte ich keine Lust mich mein ganzes Leben mit Lebensmittel vergärenden und Fäkalien ausscheidenden Organen zu befassen. Dass in uns Menschen so abstossende Vorgänge überhaupt abgehen stört meinen Sinn für Ästhetik wahnsinnig und ich will möglichst nie, gar nie, darüber sprechen, nicht über meinen Arsch, nicht über Verdauung und solche Sachen. Bei der Frage der Krankenschwester nach meinen Kaiserschnitten: „Konnten sie schon stuhlen?“ oder „Hatten sie schon Wind?“ bekam ich echt Krisenschübe und wollte am liebsten im Boden versinken.

Doch unterdessen habe ich drei Kindern den verschissenen Hintern geputzt und sie in meine Hände kotzen lassen und ich bin Fünfzig geworden und weiss unterdessen, dass ich nur noch älter werde und eines Tages vielleicht sogar gebrechlich und man weiss nie, wann es geschieht, dass man sich den Hintern nicht mehr alleine abwischen kann. Darum versuche ich mich jetzt diesbezüglich ein wenig zu entspannen und wie ginge das nicht besser als gerade voll einzusteigen mit einer Darmspiegelung! Die gar nicht so schlimm ist, wenn man nur die richtige Einstellung hat. Erstens muss man nur vier Liter trinken, einen je verteilt auf eine Stunde. Gemischt mit gesüsstem Kräutertee geht das ziemlich gut und ist nicht wirklich gruusig. Man kann auch Apfelschorle nehmen, habe ich mir sagen lassen. Dann wird man so schön durchgeputzt, aber nicht wie wenn man eine fiese Magengrippe mit Krämpfen hätte. Nein, eher so, wie wenn man Wasser zweimal durch das ganze System spült. Dann ist alles sauber und leer. Beim Arzt liegt man auf den Schragen, unten rum mit Tuch, oben mit dem warmen Pulli. Die Schwester macht eine kleine Infusion, löscht das Licht und tschüss, angenehme Träume! Nach einer halben Stunde wacht man wieder auf und alles ist vorbei, nichts war peinlich oder eklig und ich hab noch einen Kaffee bekommen bis ich wieder ganz klar war und mein Liebster mich abgeholt hat. Ok, zwölf Stunden danach darf ich nicht Autofahren, aber ich fahre jetzt trotzdem zum Volg und kauf uns ein feines Nachtessen. Das habe ich mir verdient, weil – ach ja, das hätte ich fast vergessen – ich seit gestern um zwei nichts mehr gegessen habe. Aber auch das tut jedem mal gut.

Also Leute, auf zur Darmspiegelung!