Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.

Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. 

Ein charismatischer Jesuit sagt das zu einer alten Frau, die man am Anfang des Films für dement hält, die im Laufe der Geschichte aber durchaus bei Sinnen zu sein scheint. Sie bewahrt ein schreckliches Geheimnis. Da ist es wohl besser, es zu vergessen und selber nicht mehr ganz da zu sein.

In diesem Krimi um ein ermordetes Mädchen, den ich kürzlich geschaut habe, geht es um ein Familiengeheimnis, eine Wahrheit, die verschwiegen wird und deren Fluch sich auf ein ganzes Dorf ausweitet. Und ziemlich schnell wird auch der vergötterte Priester zu einer Unperson, war doch das ermordete Mädchen eine seiner Lieblingsschülerinnen. Und man weiss ja, was in der katholischen Vergangenheit so alles geschehen ist. Vorurteile sind sehr schnell gefasst.

Doch der Satz bleibt da und brennt sich mir ein. 

Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!

Bin auch ich dieser Priesterfigur erlegen?

Der Schauspieler stellt liebende Güte auf so überzeugende Weise dar, dass ich ihm gerne glauben und folgen würde.

Doch ich will mehr, will wissen und darum frage ich Google: Jesus sagt zu seinen Jüngern: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, denn durch mich. (Evangelium nach Johannes 14,6)

So scheint mir die Aussage schon ziemlich dogmatisch und absolut. Und will ich zum Vater? Ist Gott überhaupt ein Mann? Hat Gott ein Geschlecht? Gibt es nicht viele Wege zu Gott? Fragen und Widerspruch regen sich in mir.

Trotzdem, etwas lässt auch nicht mehr los und ich bete diesen Satz täglich herunter wie ein Mantra. Muss ich ihn für mich einbetten in diesen christlichen Kontext?

Nein, ich lass mir und der Findung einer Antwort einfach mal Zeit und meinem Mantra seine Wirkung.

Meine Seele wünscht sich einen spirituellen Hintergrund, als Trost und Halt. Ist mein Hintergrund nicht ein christlicher? Bin ich denn nicht der Überzeugung, dass alles eins ist, dass jede Religion dasselbe meint?

Dieser Satz brachte etwas in mir zum Klingen.

Ich weiss, Glauben ist nicht unbedingt Wissen aufgrund beweisbarer Fakten. Glauben ist eben glauben, die Wahrheit fühlen.

Doch ich will den Dingen auf den Grund gehen, will wissen wieso, wann und wo es denn geschrieben steht und weiter: wer hat es aufgeschrieben und weshalb, welche persönliche Wahrheit steckt hinter dieser die so absolut sein will?

Wenn ich das alles wüsste, könnte ich dann glauben?

Ich drehe mich im Kreis – an diesem Ort, den ich schon kenne. Doch der Satz bleibt, haftet sich mir, die ich so der Wahrheit verpflichtet bin, an auf angenehme, tröstliche Weise. Er sagt mir, dass mein Weg der richtige ist, weil es Gottes Weg ist. Der Weg eines Gottes, an den ich vielleicht nicht glaube! Es ist ein Gott (oder eine Göttin?), den ich suche.

Und dann, eines Tages, verstehe ich es plötzlich. Ich finde die Wahrheit. Ist das eine Erleuchtung?

Es ist der innere Kern und die Frage nach seiner Unschuld, der mir die Antwort gibt.

Ich glaube an die Unschuld und Reinheit des inneren Kerns. Das ist keine Frage. Und schon lange beschäftige ich mich damit, wie wir uns zur Blüte bringen können. Mit anderen Worten, ich suche den Weg zu meinem inneren Kern, denn das ist die Antwort.

Er ist das Göttliche, die Wahrheit!

Wir alle sind auf dem Weg DAHIN. Auch wenn wir auf Abwege geraten sind. Unser innerstes Streben zielt auf unseren innersten Kern, auf das Göttliche in uns. Dieser Weg zur Wahrheit führt nur durch die Wahrheit. Vielleicht ist es unsere eigene Wahrheit, die wir finden müssen. Doch das ist eine grosse Herausforderung, denn wir lügen uns doch gerne in den eigenen Sack und verteidigen diese Glaubenssätze vehement. Sie schützen uns vor manchem Schmerz und bringen uns schnell auf Abwege. Was wir nicht sehen wollen, führt uns in die Wildnis, weg vom Weg, weg von der Wahrheit und weg dem Leben….

Darum müssen wir ehrlich zu uns selbst sein – und zu unseren Mitmenschen. Dabei  werden wir auf viele Widerstände und Hindernisse treffen, und sie werden uns verunsichern oder uns glauben machen, wir seien vom rechten Weg abgekommen.

Der Weg führt zu uns selbst, zur Wahrheit und ……..

Es ist nicht schwer zu verstehen. Es ist wohl schwer es zu leben.

Ich mach mich jetzt weiter auf meinen Weg. Ob ich in diesem Leben ankommen werde? Ich weiss es nicht.

Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. 

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