In der Stille der Nacht

Stille. Nacht. Unruhig, wandle ich an meinen Stöcken durch dunkle Zimmer. Am gegenüberliegenden Hügel leuchten Scheinwerfer dem Spät- oder schon Frühheimkehrer den Weg aus. Die gelben Lichtbahnen legen sich auf die klammen Herbstwiesen unterhalb der Strasse. Kuhglocken sind das einzige Tönen der schlafenden Landschaft. Die Nacht liegt bleischwer  und dunkelgrau auf dem Morgen. Es soll Schnee geben.

Unser Nachbar fährt weg und die Lichter seines Autos tanzen über meine Zimmerdecke. Geht er in die Berge? Macht er sich so früh auf den Weg um einen letzten strahlenden Sonnentage zu erleben?

Es bleibt still.

Die Geschichten der Nacht behalten ein offenes Ende. Obwohl ich müde bin, hindert mich mein operiertes Knie am Schlaf. Es brennt.

Diese flüssige Nachtzeit, die wie ein zäher Nebelfluss durch das Haus schwimmt, hat eine eigene Qualität. Nur wer den Schlaf überlistet oder dessen beraubt wird, kann sie erfahren.

Der Tag selbst schläft noch und verweigert sich dem Licht. Nur ich bin da im kleinen Hell meines Raumes und sortiere die Worte, die mir meine Schlaflosigkeit zuraunt.

Nutze diese Zeit! Auch wenn sie aufgezwungen ist. Knete sie, forme sie in die Stille hinein! Horch! Höre das Unhörbare, die leisesten Klänge. Sie sind nurmehr ein Zittern, denn ein Tönen. In ihnen liegt grosse Wahrheit.

Doch müde bin ich immer noch. Mein Körper verlangt Schlaf, mein Geist ist erschöpft, obwohl verzaubert. Es ist Sonntag. Auch der Tag will liegenbleiben unter seiner dicken Nachtdecke. Die Kälte der Jahreszeit verbläst das Licht. Noch!

Ich lösche mein Licht und schliesse meine Augen. Kommt, ihr Geister und legt eure Decke leicht über mich. Gönnt mir noch ein paar Momente der Ruhe und Erholung. Schlaf!

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