Natur – Gleichmut, Armut, Demut

Wir verdrängen vieles in unseren Leben, reden so einiges schön und interpretieren anders, so dass es uns gefällt oder einfach irgendwie in den Kram passt. Jeder nach seiner Wahrnehmung und Gusto.

Wir können auch mal versuchen uns den Sommer schönzureden, den Herbst, der sich schon einzunisten beginnt zum Spätsommer zu mutieren und die herbstliche Morgentrübung – ich nenn es jetzt nicht einmal Nebel, vielleicht Dunst – geflissentlich zu übersehen.

Die Natur zeigt sich dadurch unbeeindruckt und zieht ihr Ding durch. So oder so regnet es, wenn sich genügend graue Wolken über der Landschaft verbrüdert haben und es wird kalt, auch wenn das gar nicht in den frühen September passt, nicht gut ist für den Spätsalat. Das Wetter spielt seine eigenen Launen durch und der Mensch kann sich anpassen oder wütend die Faust gen Himmel erheben und Gott verfluchen, die Regenschleusen werden sich nicht schliessen, des Menschen Wille bleibt unbeachtet.

Können wir von der Natur wenigstens etwas lernen, wenn sie uns schon so unbarmherzig beutelt, schüttelt und uns jede ihrer Launen aufzwingt?

Vielleicht suchen wir mal in unserem Wortschatz nach all diesen Wörtern mit -mut am Ende: Gleichmut, Demut …. mehr fällt mir jetzt gerade nicht ein, aber dafür noch Armut. Ja, eine zerstörte Ernte oder verhagelter Obst kann oder konnte für einen Bauern das existentielle Desaster bedeuten. Ich erinnere mich, dass meine Grossmutter bei jedem mächtigen Sommergewitter in hysterisches Ausrufen und Händeringen verfiel, als wenn der Beelzebub persönlich in sie gefahren wäre. Worauf ihre Angst gründetet war mir in meiner kindlichen Unschuld und Freude über das kühlende Sommergewitter nicht zugänglich. Ich fühlte mich sicher und geborgen in dem alten Bauernhaus und freute mich auf das Naturschauspiel und die unzähligen Düfte, die der dampfenden Erde im Anschluss entsteigen würden.

Natur ist ein sinnliches Erlebnis für mich geblieben. Meine enttäuschten Sommer-Erwartungen versuche ich mit Gleichmut und Humor zu kurieren und zukünftig möglichst gar keine mehr zu haben. Wir wissen es ja: Erwartungen werden sehr oft enttäuscht!  Was nicht zu ändern ist, will mich mit zunehmendem Alter nicht mehr allzu oft ärgern.

Doch die Erhabenheit und Gewalt, die sich täglich in der Landschaft vor meinen Augen abspielt erfüllt mich tatsächlich mit Demut und ich freue mich an jeder neuen Szenerie, je unerwarteter sie auf mich einwirkt.