Am Samstag hat meine Tochter mich angerufen, vertrauensvoll, aufgestellt, im Freizeitmodus. Ich habe auf sie eingeredet, sie ausgefragt, ihr Ratschläge erteilt, erklärt wie es halt ist und sein sollte und sie nach ihrer Meinung gefragt, die sie nicht weiss. Ich habe ihr ihre Samu Haber-Träume ausreden wollen, weil sie unrealistisch sind und ihr weissmachen wollen, dass sie andere haben soll, die sie verwirklichen kann, ja, wie gross diesbezüglich doch ihre Chancen sind im Theater Hora. Was ich damit erreicht habe? Ich habe sie zum Weinen gebracht.

Auf den Sonntag habe ich nicht geschlafen sondern gekocht. Der Wechsel macht sich stark bemerkbar und die Beschwerden zeigen sich im Verhältnis zu den drängenden und belastenden Themen um Annina exponentiell stärker – alles psychisch. Das hat die Natur ja gut eingerichtet! Mein Körper sendet mir Signale, dass ich momentan sehr belastet bin. Wie wenn ich das nicht schon wüsste. Wie wenn ich jetzt nicht froh wäre um den Schlaf des Vergessens und Entspannens. Momentan bin ich mir auch nicht sicher ob mir mein Bild des reinigenden Feuers noch Trost sein kann, denn es brennt durchgehend, die ganze Nacht und ich warte nur noch bis endlich die Flammen nicht mehr so hoch lodern. Zudem frisst der Schlafmangel die Freude und das ist fatal. Erschöpfung drückt auf die Psyche.

Ein neuer Tag bringt neue Kraft. Das Licht in den Bergen – wir haben uns in unseren Adlerhorst verkrümelt – ist pure Energie. Der Himmel strahlend blau, der Schnee schmelzend, die Dohlen kreisen über dem Tal, erster Frühlingsduft entströmt den freigeschmolzenen Wiesenflecken und die Stimmung wärmt sich auf. Ich versuche mich zu entspannen, krame nach den guten Argumenten, rufe nach den Mutmachern, jammern hilft bekanntlich nichts. Ich brauche meine Restenergie um neue Wege zu finden. Schliesslich haben schon andere Kinder Lämpen gemacht, pubertiert, Lehren geschmissen und es ist doch noch etwas aus ihnen geworden. Dass Anninas Beeinträchtigung dabei kein Faktor ist, der das Loslassen erleichtert muss ich niemandem erklären.

Heute ist Montag, eine neue Woche! Die Hoffnung blüht mit neuen Ideen während es draussen dauerregnet. Ich habe nochmals mit meiner Tochter telefoniert, die glücklich und gut aufgestellt wirkte. Ich drücke auf Neustart und glaube an die Kraft die darin liegt.