In den wenigsten Partnerschaften läuft es immer nur gut. Denen, die das behaupten, glaube ich kein Wort. Meistens läuft’s ab in Phasen, in denen wir dann auch beschliessen zu heiraten, weil es gerade so toll läuft und wir im siebten Himmel herumschweben.
Doch die alten Muster lauern in dunklen Ecken auf ihren Einsatz. Viel Arbeit, wenig Zeit, Stress, der sich auswächst und schwupps! kriechen sie langsam hervor und machen sich – zuerst noch leise und unbemerkt – wieder breit, bis dann der eine der beiden Partner – statistisch gesehen meistens die Frau – bemerkt, dass die Paarzeit zu kurz kommt, weil der andere jeden Abend vor dem Fernseher einschläft, sie meist alleine ins Bett geht und ihre Sexualität zur Greisin gealtert ist, die meist unwillig ins Schlafzimmer schlurft und sich komatös zur Nachtruhe begibt. Mit liebevollen Worten ist weder der Greisin und schon gar nicht dem Muster beizukommen. Beide nicken vorerst verständnisvoll, murmeln abwehrend eine Entschuldigung und vertrösten auf morgen, nächste Woche, auf die Zeit nach dem Stress.
Nur, die kommt nicht einfach so ungerufen ins Liebesland zurück gesegelt. Die schöne Zeit, die Phase der Achtsamkeit und Liebe hat sich nach ein paar frustrierenden Aufschüben und dem vergeblichen Warten auf eine Veränderung verzogen und schützt sich vorerst in ihrem Unterschlupf vor weiteren Enttäuschungshieben.
Was nun? Langsam beginnt nämlich die Kacke zu dampfen und die Wut sieht ihre Chance für einen Auftritt. Sie haut mal kräftig ihre Faust auf den Tisch. So kann’s ja wohl nicht weitergehen.
Eine gute Partnerschaft zeichnet sich dadurch aus, dass spätestens dann die Köpfe sich heben, die sensibleren Hörorgane und Wahrnehmungsfilter neu ausgerichtet werden und die Zeichen erkannt werden. „Hey Schatz, am Freitag nehmen wir uns wieder einmal so richtig Zeit für uns, gehen schön essen und nachher sofort ins Bett, mit Kerzen und dem ganzen Drumherum und lassen es uns gut gehen.“, wäre dann ein toller Lösungsschritt, die Wunschvariante sozusagen. Meistens ist es aber so, dass frau noch gänzlich loslassen muss, nichts mehr erwartet, so nach dem Motto: „Ich liebe Dich ja, aber fuck you, ich schau selber für mein Glück!“, damit dann mann genug Freiraum hat um zu kapieren, dass es zu zweit doch schöner ist und er gerne wieder in ihren Armen einschlafen und sich dabei zart über die Glatze streicheln lassen möchte. Ob sie dabei zu ihren Streicheleinheiten kommt ist noch nicht sichergestellt, aber soviel braucht sie ja auch nicht.
Jetzt ist aber schon ein gefährlicher Punkt erreicht, denn die Geschichte kann auch kippen. Wenn sich die Liebe schon vorher ausgekotzt hat und erschöpft am Boden liegt, wird es jetzt wirklich brenzlig und das Loslassen möglicherweise endgültig. Allerspätestens dann wäre es wohl dringend angesagt sich Hilfe zu holen.
Und liebe Männer: seid nicht empört, meine persönliche Statistik zeigt nun mal dieses Gefälle, aber ich weiss, dass die Sachlage durchaus auch umgekehrt oder nochmals anders liegen kann.
Wichtig ist nur, dass man sich irgendwie wieder finden und sich in Liebe neue begegnen kann. Jeder Tag birgt die Chance für eine Veränderung oder einen Neubeginn. Die Liebe ist nichts statisches. Sie zieht sich gerne um und verändert ihr Aussehen im Laufe ihres Lebens des öfteren. Wenn wir lernen sie zu erkennen – in all ihren Verkleidungen, werden wir ihr einen weiten Raum schaffen, in dem sie sich frei bewegen kann.