Schulferien und die Macht der Gewohnheit

Noch zwei Wochen, dann sind im ganzen Land die grossen Schulferien. Noch als erwachsene Person streift mich jedes Jahr ein Teil dieser Vorfreude auf die grosse Sommerfreiheit, auch wenn sie für mich seit dreissig Jahren meist nur aus einzelnen Tagen besteht. Für Mütter von Schulkindern bedeutet das ja oft auch einen Mehraufwand, weil jeder einzelne Tag der fünf Wochen organisiert werden muss, vor allem, wenn die Mütter berufstätig sind. Ich muss gestehen, dass auch ich, als damals Vollzeit-Familienunternehmerin, froh war, wenn die fünf Wochen vergangen waren und der Alltag seinen geregelten Schulgang ging. Aber ich erinnere mich auch an diese Wehmut, weil der Schulanfang auch schon leise das Ende des Sommers ankündigte.

Als Kind war ich tieftraurig. Die grosse Freiheit wurde wieder beschnitten, die Träume vom grossen Sommer ausgeträumt, tägliches Baden unmöglich. Doch schon nach ein bis zwei Tagen mit meinen Kameraden in der Schule war die Welt wieder geordnet.

Aber eigentlich war  und ist der Sommer nicht zu Ende, wenn die Schule wieder beginnt. Im Gegenteil, denn wenn es auch fast die ganzen Ferien über geregnet hatte und man ihn eh verloren gab, so begann er pünktlich und verlässlich mit dem ersten Schultag und zwar mit intensiver Hitzekraft. Diese Erfahrung habe ich die letzten zehn Jahre gemacht und das Wetterverhalten ist eigentlich immer noch so. Der Sommer hat sich verschoben.
Es ist erstaunlich, wie nachhaltig Gewohnheiten und Rituale sind. Auch wenn sie nicht mehr passend sind, uns vielleicht gar nicht mehr entsprechen, halten wir doch an ihnen fest. Es geht sehr lange bis uns überhaupt klar wird, dass wir dadurch ständig in Fallen tappen. Es gibt wohl keine Statistik wieviel Mal Mensch auf einer nicht mehr zweckdienlichen Gewohnheit aufläuft, bis er sie ändert.

So  müsste man das ganze Schulferienprogramm eigentlich überdenken und neu planen, wollte man das Wetter berücksichtigen. Sehr wahrscheinllich wäre der Aufwand ziemlich gross oder das Phänomen mit dem verschobenen Wetter ist nur mir aufgefallen. Zudem besteht die grosse Wahrscheinlichkeit, dass das Klima wieder ändert, sobald wir uns angepasst haben. Ich werde mich in diese Thematik nicht wirklich aktiv reinhängen, weil ich jetzt keine Schulkinder mehr habe. Die Erstausbildungen sind abgeschlossen und das Thema Schulferien für uns wohl mehr oder weniger vom Tisch oder höchstens noch ein Patchworkthema.
Trotzdem spüre ich den Sommer und die freudige Erwartung auf die grossen „Sommer“-ferien in jeder Kindergruppe und in mir.

Die Macht der Gewohnheit!