Und schon ist eine Woche um. Das Hündchen ist noch nicht stubenrein, aber wenigstens nicht mehr nachtaktiv. Die ganze Familie ist ein bisschen im Hundemodus, unsere Blicke meist zu Boden gerichtet, weil da spielt sich momentan einiges ab, das uns berührt. „So herzig, aber nei au, nöd Rossbolle, das isch gruusig, gang doch in Garte go bisle, pfui, Achtung! Truubebeeri sind giftig, ui, det liet no en Gaggi, pass uf:“ So gehts den ganzen Tag, natürlich neben: “Stella chumm! Ja, braves Hundi, so isch schön, bravo, so isch guet!“ Positiv bestärken!
So erzieht man jetzt nicht nur Kinder, sondern auch Hunde. Ist ja verständlich, wer lernt nicht gerne so.
Bei meiner Tochter ist das nicht anders. Wie schon oft erwähnt: Motivation ist alles. Aber da muss schon Luca Hänni kommen. Ein niedlicher Labradoodle reicht da nicht und Mamis gute Ratschläge schon gar nicht.
Schon lange wollten wir es Annina ermöglichen ihren Star endlich auch mal live zu erleben. Wir haben ihr zwei Tickets für das Konzert vom letzten Samstag in Bülach geschenkt.
Ganz ehrlich jetzt: wir haben nicht genau den gleichen Musikgeschmack wie Annina. Gerne besuchen wir mit unseren Kindern Konzerte, aber lieber solche, die uns auch gefallen und wo wir nicht umgeben sind von kreischenden Teenagern. Ist ja verständlich, in unserem Alter. Deshalb haben wir Annina vorgeschlagen, eine Freundin oder einen Freund mitzunehmen. Ist ja für sie auch cooler, als Eltern im Schlepptau zu haben.
Anninas Wunschkandidatin, Michelle, die Freundin ihres Zwillingsbruders hat sich die Zeit genommen, obwohl auch sie eher auf AC DC abfährt als auf Hännis Schnulzen. Annina freute sich wie verrückt. Schon Tage zuvor war sie nervös.
Michelle, die Schwiegerfreundin ist im selben Alter und natürlich der Riesenmotivator. Wenn es darum geht sich schick zu machen, die verschlampten Hiphop-Trainerhosen abzulegen, das Cap in eine Ecke zu schleudern und die langen blonden Haare zu stylen, die Augen zu schminken und sich in ein knackiges Outfit zu schmeissen, Annina hört nur auf Michelle.
Die zwei bretzeln sich zusammen auf, dass es eine wahre Freude ist und auch in mir werden Erinnerungen wach an all die Samstage, die ich vor dreissig Jahren mit der Vorbereitung auf den finalen Discoabend verbrachte. Ach! Ich mag es meiner Tochter gönnen, dass sie das erleben darf. Und Michelle hat dem ganzen noch die Krone aufgesetzt. Die junge Frau hat keinen Aufwand gescheut um diesen Abend für ihre spezielle Freundin zu einem unvergesslichen zu machen.
Gleich muss ich wieder heulen vor Rührung und Dankbarkeit!
Sie hat das Management vom Hänni kontaktiert und um ein Treffen nach dem Konzert gebeten, eine Selfie- und Autogrammsession. Mit Erfolg! Man stelle sich vor, was das für Annina bedeutet! Eine Überraschung und welch eine Freude! Jetzt heule ich schon wieder.
Nun, die beiden jungen Frauen sind um sechs Uhr losgefahren, Lucas Musik im Ohr und laut mitsingend. Die Normale und die Spezielle hatten zusammen einen wunderschönen Abend, haben getanzt, gelacht und gekreischt (vor allem Annina :)) mit den anderen Fans. Annina hat ihr Idol umarmt, ihr Foto und ein Autogramm bekommen und Michelle hat sicher ihr Herz erwärmt. Beide hatten ihren Spass.
Das ist Inklusion und das ist Herzenblühen. Wichtige Momente im Leben, die man nie vergessen wird.
„Mami, ich bin so nervös. Ich habe ihn umarmt! Wir sind zusammen!“ Uff, gross geträumt. Doch haben wir nicht alle unsere Träume? Was bleibt ist die Erinnerung, Freude und Liebe.
Danke Michelle!