Wenn es noch schmerzt…

Heute in den Morgenstunden hatte ich wieder einmal einen dieser fiesen Träume. Ich treffe meine Schulfreundin wieder, möchte gerne wieder zu ihrer Clique gehören, schliesse mich der Gruppe an, lauf denen irgendwie hinterher, immer bemüht mich in ihre Gespräche einzuklinken, bin dann irgendwann bei meiner „Freundin“ zuhause, begrüsse ihre Eltern, die mich noch kennen, ich bin total nett und kommunikativ, so gut ich es eben kann, bin auch noch witzig, damit die mich mögen und darf zusehen, wie sie sich chic machen für den Ausgang. Niemand fragt mich ob ich auch mitkomme. Nichts dergleichen geschieht. Nada! Sie wollen mich nicht dabei haben. Ich bin sehr enttäuscht!

Da wache ich dann auf und bin am Boden zerstört. Warum nur? Eine alte Geschichte, die nichts mehr mit meinem Jetztleben zu tun hat, wühlt mich zutiefst auf. Glücklicherweise habe ich einen lieben Menschen an meiner Seite und in meinem Bett, der mich in solchen Momenten in den Arm nimmt und mich wieder in meinem realen Leben verankert.

Schon erstaunlich, wie enorm der Einfluss des Unterbewusstseins sein kann, wie schnell es uns mit verstaubten, archivierten Bildern aus dem Untergrund total aus der Fassung bringen kann. Längst Vergessenes, fährt gewaltvoll seine Bildkraft auf und ist im Stande uns entgleisen zu lassen. Alte Kränkungen und Wunden schwären plötzlich wieder und überwunden geglaubtes Leid tut noch immer weh. Tief in uns war’s verborgen und ohne es zu rufen, drängt es sich uns auf.

Was nun? Ich erinnere mich an diesen Satz von Christoph Schlingensief, der in etwa so heisst: „Zeig mir Deine Wunde, damit sie heilen kann!“ Er meint wohl, dass hinsehen und hinstehen besser ist als so zu tun als ob. Zudem sind wir einander auch in vielen Seelenverletzungen ähnlich und verbunden. Heldentum bringt nichts ausser Zähnezusammenbeissen und taube Ohren für die Schwäche unseres Nächsten. Heilung liegt in der Erkenntnis und im Mitgefühl. Das Mitgefühl auch uns selbst gegenüber umschliesst das Wissen und die Geduld um dem Prozess den nötigen Rahmen zu gewähren…. und mit so Einigem lernen wir auch zu leben, auch wenn es nochmals schmerzt.