Wie will ich mein Weihnachten?

In ein paar Wochen ist schon wieder Weihnachten und die Termine müssen gefixt werden. Wer feiert wann und bei wem? Das ist in Patchwork-Familien eine zentrale Frage. Der Kreis ist weit und erweitert sich exponentiell, sobald die Kinder sich Partner zulegen oder sich vermehren.

Jetzt will mein Sohn auch mit der Freundin und deren Familie feiern. Ist ja klar und auch verständlich. Der andere möchte noch zum Skifahren. Mit dem Vater soll man auch noch feiern und die Grosseltern sieht man vorwiegend zu solchen Anlässen. Dann gibt es noch fünf weitere, Partnerkinder oder „Stiefkinder“ und die haben auch eine Mutter, Tante, Onkel und „Stiefvater“ mit deren jeweils erweiterten Familien und zugewandten Menschen.

Ich will es mir nicht aufrechnen, denn Rechnen ist nicht meine Stärke, aber mein Stressbarometer schlägt aus, ein Indikator dafür, dass es unmöglich ist eine solche Familie unter ein besinnliches Weihnachtsdach zu bringen. Wäre ich Event-Manager würde ich eine Höllenparty veranstalten – sorry, natürlich eine himmlische Sause, zu Weihnachten!

Aber, das bin ich nicht. Ich bin eine wechseljährige Mutter mit Arthroseknien – momentan – und schnell müde. Weder für das Veranstalten von Partys, noch von  üppigem Weihnachtsschmausen an langen Tafeln reichen meine körperlichen Kapazitäten. Die Wechseljahre und die überschrittene Fünfzig haben aber diesbezüglich auch durchaus positive Aspekte. Ich traue mich jetzt, nicht mehr zu wollen, nicht alle Erwartungen erfüllen zu müssen und ich versuche mir und natürlich meinen Liebsten Weihnachten so einzurichten, dass es mir/uns gefällt und wohl ist: Früh planen mit wenig Stress, viel Besinnlichkeit, mit moderatem Aufwand und überdurchschnittlichem Wohlbefinden. Wir schenken uns etwas Kleines um Freude zu bereiten, den Menschen, die wir lieben und auch immer uns selber, denn die Freude des liebenden Schenkens breitet sich immer in alle Richtungen aus. Tagelanges herumhasten in Warenhäusern und Boutiquen, Geschenke kunstvoll einpacken im allerletzten Moment und dann womöglich enttäuscht sein, weil das Gefallen im Beschenktengesicht doch unseren Aufwand nicht aufwiegt, das tue ich mir nicht mehr an. Der ganze Trubel hat mich jahrelang durchgeschüttelt und schliesslich hat mich dieses Hamsterrad ausgespuckt, zusammen mit allen den Sachen, diesem materiellen Haufen – zu gross war die Fliehkraft.

Ich wünsche mir zu Weihnachten Stille, zur Ruhe kommen und in sich wieder finden, was der Sinn und Ursprung dieses Festes ist.

Das finde ich oft in dieser gewaltigen Landschaft, in der ich lebe, am nahen Waldrand, wenn die Rehe im Schnee nach ein paar essbaren Gräsern suchen, wenn sich die Winternebel sanft auf den Boden legen und die Konturen der schwarzkahlen Bäume weichzeichnen und wenn meine Kinder zu mir kommen, wir zusammen essen, erzählen und uns mit Kleinem beschenken. Dann weht dieser leise Wind der Liebe durchs Haus. Das ist Weihnachten!

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