Zwei Seiten einer Medaille

Kinder, aufgewachsen im selben Haushalt, mit denselben Eltern und doch grundverschieden. Sind sie das wirklich? Oder haben sie sich nur andere Ansätze erschlossen um mit ihren – leider auch unbefriedigten – Bedürfnissen klar zu kommen und um sich damit abzugrenzen. Einer laut und dominant,  der andere leise, eigenständig und gut im Einlenken. Einer schreit und macht sich bemerkbar, nervt, wird nicht gehört, nur gescholten. Der andere passt sich an, schmeichelt, zieht sein Ding im Stillen durch, ist „lieb und einfach“ und fühlt sich unsichtbar. Das Geschrei nervt, die Anpassung wird erleichtert angenommen und gefällt, doch ob so oder so, beide bleiben alleine mit ihrem Sehnen nach Liebe, nach Verstanden, Erkannt und gehört werden. Zwei Seiten einer Medaille.

Es gibt nichts zu gewinnen. Zu beschäftigt die Eltern mit ihren eigenen Kämpfen, ihrer eigenen Trauer, den hindernden Prägungen aus vergangenen Zeiten und ihrem täglichen Kampf ihr Lebenscredo, das Gerüst, das sie aufrecht zu halten vermag zu manifestieren – in den Kindern. So sollte es sein, so musst Du es machen!

Was ist richtig oder falsch? Wo ist der Weg? Wie will, wie kann, wie darf ich sein? Darf ich selber wollen, selber gestalten? Wer liebt mich, wenn ich mich für meinen eigenen Weg entscheide?

Und wie durften die Eltern sein? Konnten sie wählen? Hat man immer die Wahl?

Sind sie schuld oder schon die Grosseltern, die Gesellschaft, das Frauenbild, der Muttermythos, Mindfucks, heisst Prägungen, die jeder Generation neu eingefüttert werden ohne auf das Verfallsdatum zu achten? Oder haben die einen einfach Pech und wurden in die falsche Familie hineingeboren, in den falschen Körper, den schwierigen Charakter? Schicksal?

Und jede Form will sich befreien, stülpt sich irgendwann nach aussen, geht möglicherweise, im schlechtesten, aber häufigen Fall in die Umkehrung. Es wird überangepasst, wer wegen seiner Lautstärke und Dominanz gescholten wurde und kämpferisch, wer die Nase voll hat vom Liebundruhigsein.

Der beste Fall tritt ein, wenn Mensch sich entschliessen kann, die Verantwortung für sein Glück selber zu übernehmen. Irgendwann sind wir gross und alt genug und wir können uns dazu entschliessen uns unsere Geschichte anzuschauen und zu verstehen, was da alles abgegangen ist. Das kann gehörig durchschütteln und uns allen möglichen Kräften aussetzen, wie auf einer Achterbahn. Aber irgendwann haben wir all die Kurven überstanden und den freien Fall überlebt und erstarkt bahnt sich der erste Jauchzer seinen Weg an die frische Luft. Die Atemwege sind frei, der Stein auf der Brust zersprungen und die Welt liegt da zu unseren Füssen. Das Leben will neu erobert sein. Das Alter spielt keine Rolle, nicht Schönheit, noch Reichtum, Konventionen auf den Müll und Regeln geschreddert. Herzenblühen!

Something simple is the key

only love will set us free