Alles ist in stetigem Wandel. Das Leben bleibt nie gleich, wir bleiben nicht gleich. Wer sich dem verschliesst, gerät irgendwie in ein Hintertreffen. Der Wandel der Zeit, der Welt, der Wandel der eigenen Familie, der Freunde, auch des Liebsten und der Wandel der Hormone, es zieht alles an uns vorbei und lässt uns stehen, wenn wir uns nicht dem Strom zuwenden und mitschwimmen. Wir müssen uns nicht treiben lassen. Schwimmen ist eine aktive Möglichkeit und erlaubt uns manchmal auch, die Richtung selbst zu wählen. Weigern wir uns, uns zu bewegen, ertrinken wir. Ein Naturgesetz! Das tönt beängstigend, ist es aber nicht, wenn wir uns als mächtig und eigenständig erfahren dürfen. Schliesslich haben die meisten schon vor oder in der Primarschule schwimmen gelernt. Noch für unsere Mütter war das nicht selbstverständlich. Wie viel freier können wir uns bewegen, wieviel mehr dürfen wir – hier in der westlichen Welt.
Vor ein paar Tagen, an einem Sommerabend in einer Gartenbeiz am See – man nennt diese Variante mit den hässlichen Sofas aus wetterfester Rattanimitation ja Lounge – ist mir bewusst geworden wie sehr sich die Gleichstellung von Mann und Frau doch schon in den Genen der jüngeren Generation eingenistet hat. Ich habe die drei jungen Männer belauscht, die mit uns ein solches Lounge-Setting teilten. Der eine: „Ich glaub’s nöd eh, die hätt kei Ahnig. Da isch doch dä BH i dä Wäschmaschine gsii, total verdräht.“ Der andere:“Debi weiss doch jede, dass mer die i dene Unterwöschseck sött wäsche, well susch d’Maschine kaputt gaht wäge den Dröht.“ „Ja, und dänn hett sie no Wiesses und Farbigs eifach zäme gwäsche. Die hett kein Plan, das nervt vilicht!“ „Nei, ächt jetzt?“ Kopfschütteln, Unverständnis. Ich dachte, der meint jetzt seine Freundin, aber im Laufe dieses Dialogs dämmerte es mir dann, dass der eine von seinem WG-Frust mit einer Mitbewohnerin klagte. Eine Frau, die nicht mal genau wusste wie man wusch! In mir fing etwas ausgelassen an herumzuhüpfen und laut zu lachen. Hatte nicht ich solche Gespräche geführt mit meinen Freundinnen, damals vor dreissig Jahren, weil mein damaliger Freund kaum die Wäsche aufhängen konnte? Wenn junge Männer jetzt in einem Selbstverständnis bei ihrem Feierabendbier darüber quatschen, wie man BHs wäscht und den Haushalt führt, dann bin ich wirklich optimistisch und überzeugt, dass Wandel immer stattfindet, aber einfach seine Zeit braucht. Ich glaube, es wäre jetzt höchste Zeit meinem Sohn zu zeigen, wo dieser Unterwäschesack ist.