Neue Meldungen aus dem Hora. Neue Meldungen sind alte Meldungen, sind enttäuschend – für mich. Ich hab die halbe Nacht wach gelegen, der Körper kochte und meine Denkzentrale dampfte.
Warum nur macht sie nicht richtig mit? Warum bringt sie sich nicht ein? Warum singt sie nicht, wenn sie endlich dürfte? Ich kann es mir nicht erklären. Es schmerzt mich, dass sie ihren Traum nicht umsetzt, wo sie doch Gelegenheit dazu hat.
Was hat das mit mir zu tun? Dass sie es nicht packt? Oder, dass es mich schmerzt? Nun, ich bin ihre Mutter und wünsche mir nur das Beste für meine Tochter. Das ist allgemein verständlich und dahinter kann ich mich auch gut verstecken. Dass ich mich in jungen Jahren nicht oder zu wenig um die Entfaltung meiner Begabungen bemüht habe ist ein Antreiber, mich so in die Sache einzuhängen. Sie soll nicht denselben Fehler machen! Möglicherweise ein hoher Anspruch an meine zwanzigjährige Tochter mit Down Syndrom. Sie kennt ihn ja auch nicht, aber kann ihn spüren.
Wenn ich ihr zum hundertsten Mal erkläre, dass jetzt der letzte Zwick an der Geisel ist und sie jetzt einhängen muss, dann antwortet sie immer brav mit „Ja, Mami.“ Es ändert aber nichts.
Die nächste Runde ist angesagt. Wieder loslassen und doch nicht aufgeben, mein Eigenes wegpacken und das ihre suchen, solange bis ich es verstehen kann. Und warum soll sie nicht wie andere Jugendliche funktionieren? Vielleicht hat sie oft einfach keinen Bock und es ist ihr zu anstrengend einen ganzen Tag Proben durchzuhalten. Nicht, dass sie das Theater nicht toll fände, aber bitte nicht so intensiv und streng! Doch die Konsequenzen sind da wie dort dieselben. Wenn sie sich nicht wie verlangt einbringen kann, dann ist Ende Feuer mit der ganzen Theatergeschichte. Auch mein Mädchen kriegt das Leben nicht auf dem Silbertablett serviert.
Vielleicht geht es genau darum: Ihr zuzutrauen, dass sie hier auch den Frust und Widerstand, den sie für ihr Handeln kassiert, verarbeiten und verwerten kann. Möglicherweise kommt es erst zu einer Wandlung ihrer Haltung, wenn sie die Konsequenzen spüren muss und es so richtig unangenehm ist.
Ich bin eher dafür über Freude zu lernen, aber wenn das nicht hinhaut….? Dann gibt es eine Auszeit. Arbeiten in den Werkstätten des Züriwerks, damit Annina realisiert, dass überall ihr Einsatz gefragt und erwartet wird.
Bis dahin haben wir ein langes Osterwochenende, ein bisschen Aufschub, Zeit zum Reden und Zeit für Freude. Zeit zum Träumen und im Mond zu tanzen.