Vor zwei Wochen war ich eingeladen an einem Familienblogger-Treffen http://swissblogfamily.ch. Ich war überrascht, dass man mich in der Szene überhaupt wahrgenommen hat, aber das ist wohl die Crux der Sache: Man sendet seine Texte in den Äther hinaus und weiss gar nicht so genau von wem man gelesen wird. Immer wieder bestätigen mir Bekannte, dass sie meine Texte lesen. Aber sie liken nicht und darum weiss ich dann von nichts.
Die Gewandteren in Sachen Social Media werden protestieren und auf die Statistiken verweisen, auf Anzahl Seitenbesuche und so weiter. Ich muss zugeben, dass ich diesbezüglich noch so einiges nicht ganz gecheckt habe und mir auch selten die Zeit nehme um Statistiken genau zu lesen und zu verstehen. Ich bin froh, wenn ich momentan, neben der Pflege meiner Knie, nach Morgengymnastik zum Aufbau der Muskeln und Heilmeditation zur Mobilisierung der Selbstheilung noch Zeit finde für meine Arbeit und um einen Blog zu schreiben.
Vom Swiss blog family Event, (swissblogfamily.ch) erhoffte ich mir ein paar aufklärende Momente dazu, als auch zur der Frage, wie ich meine Seite optimal gestalten könnte und wie andere mit den Persönlichkeitsrechten umgehen, was mich doch immer wieder beschäftigt.
So bin ich nach Basel gefahren, habe im Gewühl der Messe sogar einen dem Swissotel nahen Parkplatz gefunden und bin dann langsam dorthin „gekrückt“. Der Empfang war herzlich, die Szene beherrscht von Frauen, jüngeren Frauen – und es gab auch ein paar Männer, Blogger und Väter, die die Kinder beaufsichtigten. Das ist toll! Es hat sich etwas getan diesbezüglich. Noch vor zehn, fünfzehn Jahren, als meine Kinder so klein waren, da wäre mir nie in den Sinn gekommen, die Kinder und den Vater dazu mitzunehmen. Er wäre auch kaum dazu bereit gewesen. Hier gab es zum Anlass sogar eine Kinderhüte. Ich habe gestaunt über diese Leichtigkeit und auch wie unkompliziert damit umgegangen wurde, wenn ein Kleines ein Referat unterbrochen hat, weil es gerade dringend zu Mami wollte.
Da fühlte ich mich dazwischen wie ein Urgestein und fragte mich, dies übrigens schon zuhause im Vorfeld: „Was habe ich hier unter diesen, meist jüngeren Müttern, Vätern, BloggerInnen überhaupt zu suchen?“ War ich nicht zu alt – meine Kinder schon abgelöst und ausgezogen – wie soll ich da noch mitreden oder -schreiben können?
Bisher schrieb ich über den Wechsel, meinen und über die Ablösung und dies auch im Speziellen im Zusammenhang mit meiner Tochter, die ein Down Syndrom hat.
Irgendwie passte ich da schon dazu, so am Rand des ganzen Kinderthemas, eigentlich schon im Rückblick, aber doch noch nicht ganz durch damit – möglicherweise mit meiner Tochter nie ganz.
Nun, ich habe mich mit einigen Frauen gut unterhalten, habe ein paar wichtige Hinweise mitgenommen, auch zu meinen offenen Fragen. …. und ein paar neue sind entstanden. Will und soll ich meine Seite neu gestalten, sie häufiger bewirtschaften, also mehr schreiben und wenn ja worüber? Vor allem aber: Habe ich überhaupt noch viel zum Thema zu sagen?
Zuhause habe ich all die Fragen und anstehenden Antworten, die Dafürs und Dawiders sacken lassen und sie einfach mal die letzten zwei Wochen mitgetragen. Dann habe ich die Babygeschichten und Windelthemen, die mich noch nie interessiert haben abgehakt und schnell wurde mir klar, dass ich sehr wohl noch viel zu sagen habe.
In den letzten zwanzig Jahren habe ich mir einen grossen Schatz an Erfahrungen zugelegt, ein wertvolles Gut, woraus ich schöpfen kann.
Ich habe zwanzig Jahre als Familienunternehmerin gelebt und gearbeitet und habe drei Kinder grossgezogen. Ich weiss, was es bedeutet Zwillinge zu bekommen, ich setze mich immer noch mit den Aufgaben im Zusammenhang mit einem speziellen Kind auseinander. Ich weiss um die Wildheit der Jungenspiele, um Rivalitäten zwischen Geschwistern, um den Kampf mit den Hausaufgaben und wie schwer es ist konsequent zu sein. Ich habe die Integration meiner Tochter in die Regelschule initiiert und begleitet und beschäftige mich immer wieder mit der Frage, was Inklusion bedeutet. Ich war im Elternrat der Regelschule und der heilpädagogischen Schule. Ich weiss wie man neben dem Job als Mutter noch andere Interessen verfolgen kann und wie man drei Kinder, ein grosses Haus, Gemüsegarten, viele Tiere, und eigene Hobbys pflegen kann. Viel Arbeit und mehr als ein Job! Ich weiss auch, was es heisst, sich zu trennen und alleine, mit gebrochenem Herzen den Kindern ihr zuhause zu nehmen um ihnen ein neues zu geben und dies in prekären finanziellen Verhältnissen. Ich habe erfahren, wie schwierig oder fast unmöglich es ist eine bezahlte Stelle zu finden und wie wenig – leider – die Erfahrungen als Familienunternehmerin zählen. Ich weiss wie man sich fühlt als Alleinerziehende, wie die Lehrstellensuche ablaufen kann und wie es ist auf der Lehrabschlussfeier, wenn das Herz vor Stolz und Wehmut pocht, wie man neidisch auf die intakten Familien starrt, die dann, zur Feier des Tages in ein schickes Restaurant essen gehen, während ich meinem Jungen verständnisvoll zuwinke, wenn er mit seinen Kollegen abzieht. Zu guter Letzt, weiss ich, wie es tut, wenn sie ausziehen und man sich noch zofft, obwohl man sich am liebsten heulend an sie hängen würde, sie niemals loslassen möchte und doch weiss, dass nur dies ihr Wiederkommen garantiert. Und eigentlich ist das noch lange nicht das Letzte, worüber ich berichten könnte, denn es geht weiter. Ich hatte mit der KESB zu tun und war Beiständin meiner Tochter, bis ich den Job an eine externe Kraft abgeben musste. Die Söhne leisten Zivildienst, machen Karriere, finden ihre ersten Lieben – meine Tochter möchte auch so gerne einen Freund haben – und ich begleite alle und ihre neuen „zugewandten Orte“. Ich begleite sie solange, bis ich nicht mehr kann und sammle Erfahrung um Erfahrung.
Daneben habe ich jetzt wieder mehr Eigenleben, mehr Zeit um mich zu entfalten und leider auch um neue Falten zu bilden. Und fast hätte ich es vergessen! Ich weiss ziemlich viel über Partnerschaft und Familienpatchwork, denn mein zweiter Mann und ich haben zusammen acht Kinder!
Man sieht der Fundus ist so unerschöpflich wie das Leben!
Die Antwort auf meine Fragen kann ich mir jetzt ganz einfach geben und hoffe, dass dieser Text nicht zur Selbstbeweihräucherung verkommt: Ich habe noch sehr viel zu sagen zum Thema Familie!
Darum möchte ich allen Müttern und Vätern sagen und es darf durchaus auch einmal mit Selbstbewusstsein und Stolz ausgesprochen werden: Wir tun hier einen wichtigen und anspruchsvollen Job, den wichtigsten überhaupt. Darauf dürfen wir stolz sein!
Und mich selber zähle ich jetzt nicht mehr zum alten Eisen, denn meine Erfahrungen könnten noch für sehr viele von Nutzen sein.
Dank dem Swiss Blog Family-Event habe ich auch noch erfahren, dass Netzwerken gar nicht so eine Sache ist.
So steht dem Austausch wichtiger Erfahrungen in der Familienarbeit nichts im Wege.