Es gibt aber auch Tage, Momente, da hat sich das Gute weitgehend verflüchtigt oder mein Glaube daran serbelt, die Sonne scheint mir nicht mehr so schön und hell und die Frühlingslandschaft vor meinem Fenster ist wenig Trost, weil sowieso nicht erreichbar. Ja, das kann mir passieren und ich weiss, dass ich nicht die Einzige bin. Doch in unserer Leistungsgesellschaft werden auch Gefühle und Wohlbefinden schnell und effizient optimiert und man hört’s nicht gerne, wenn das alles nicht so fix vonstatten geht.
Es nervt aber auch, wenn das Bein trotz Arztbesuch mit endlich erstrittener Spritze noch mehr schmerzt – Frau Doktor hat’s ja gesagt, dass sie möglicherweise nicht viel nützt!
Geduld! Ich habe aber die Nase voll, bin therapiemüde, wo es jetzt erst wieder richtig anfangen soll: zweimal die Woche Physio und Uebungen daheim. Mit dem Hund kann ich nicht mehr durch die Wälder streifen, dafür darf ich mich auf den Esstisch setzen, an den Füssen meine Skischuhe und so die Beine baumeln lasse. Welche Option! Ich humple durch den Tag und brauche eine Viertelstunde um mir ein Glas Wasser zu holen. Gestern wollte ich ins Büro. Buchhaltung kann man auch im Sitzen machen. Nur der Ordnertransport hatte es in sich, zudem der Hund, sein und mein Essen plus meine Handtasche. Ja, ja, all das muss plötzlich bedacht werden. Das geht nicht mehr in einem Aufwisch. Wenn es gut geht humple ich nur zweimal vollbepackt und an einem Stock ächzend die Treppen zu unserem Büro hoch. Meistens geht es nicht so gut! Natürlich fällt mir dabei mehrmals etwas runter. Ein Zwick ins Bein beschert mir Sterne vor den Augen. Und während ich mich erschöpft in meinen Bürosessel fallen lassen und mal eine Runde vor mich hinheule, klaut mir so ein Arsch (sorry!) noch mein Portemonnaie. Vielleicht ist es mir ja auch runtergefallen oder ich hab das Auto nicht abgeschlossen – was weiss ich – meine Konzentration liegt momentan in der Fortbewegung und beim Jonglieren meiner Krücken, dann ist sie ausgeschöpft – erschöpft. Man sagt: „Ein Unglück kommt selten alleine.“
Und alle, die ich auf meinen kurzen Hinkwegen antreffe fragen:“Was hast denn du gemacht?“ „Nichts!“ Die Ungeduld wächst, auch mit den Mitmenschen. Ich muss mich zusammenreissen. Und vielleicht schmeisse ich mir bald diese verteufelten Hormone ein. Vielleicht geht’s dann auch meinen Knochen und Knorpeln, dem Bindegewebe und den Gelenken besser, meine Körpertemperatur pendelt sich wieder in aushaltbaren Bereichen ein und der Schlaf findet mich des Nachts.
Die Hoffnung stirbt zuletzt.