Ich habe mich entschieden – gestern! Für eine längere Biketour mit meinem Liebsten.
Es kommt im Leben immer mal wieder vor, dass man sich falsch entscheidet. Darum tue ich mich manchmal schwer. Das wofür man sich entscheidet soll uns ja gefallen, glücklich machen. Aber man weiss nicht immer im Voraus, wie es wird. Unvorhersehbares kann uns einen dicken Strich durch die Rechnung machen, Unvorhergesehenes wie zum Beispiel das Wetter.
Wir sind circa um halb zwölf gestartet, hineingeradelt in einen plötzlich strahlenden Sommertag, Regenjacke nur zur Sicherheit im Rucksack, Richtung Zugerberg. Das kleine Tal der Lorze ist zauberhaft, obwohl am Buss- und Bettag sich ganz Zug zu grösseren Familienclans und Wandergruppen formiert zu haben schien um dem Leben in der freien Natur zu frönen. Unbeeindruckt davon genoss ich die sommerliche Wärme und die Möglichkeit meinen Gedanken nachzuhängen, während ich in meine E-Motor-unterstützten Pedalen trat, immer hinter meinem sportlichen Führer her, der jeden Hoger natürlich locker ohne Unterstützung bezwingt.
Ein kleiner Imbiss in einer netten Gartenbeiz am Zugerberg ist der geplante Höhepunkt unserer Sonntagstour, dann über Aegeri und den Gubel zurück über Menzingen, Sihlmätteli wieder heimzu.
Doch, der Thonsalat war noch nicht serviert, änderte schlagartig der Sommerhimmel seine Farbe. Wie ein Chamäleon, dass sich tarnt, wenn Gefahr im Verzug ist, wechselte er von Blau zu Tiefgrau bis stellenweise Schwarz und um alle Konturen noch gezielter zu verwischen fing es auch ziemlich schnell an zu schütten wie aus Giesskübeln.
Fluchtartig wechselten wir vom Garten in die Gaststube, assen unseren Imbiss und hofften auf einen weitere Wetterwechsel. Der aber kam nicht, sondern es schüttete und schüttete und schüttete.
Irgendwann haben wir unsere Regenjacken übergeworfen und uns ins Nass gestürzt. Es ist kein wirklich angenehmes Radeln, wenn sich das Wasser in Deinen Schuhen sammelt und Du die Taucherbrille vermisst, weil der Blick in die Landschaft an verschwommene Unterwasserwelten erinnert. Das Wasser rinnt von der Nase und abgestossen von der Regenjacke in die Radlerhose.
Um solche Momente im Leben besser zu ertragen, schnell hinter mich zu bringen, fixiere ich mich gedanklich auf etwas ausserordentlich Erfreuliches, mein heisses Bad, das ich zuhause nehmen werde oder das wahnsinnig tolle Buch, das ich mir am Freitag gekauft habe und worin ich in der Badewanne liegend lesen werde. Es ist übrigens von Donna Tartt und heisst „Der Distelfink“. Sie hat dafür den Pulitzerpreis bekommen. Es ist ein dicker Band, 1000 Seiten Sprachgewalt, die den Leser schon mit dem ersten Satz hineinlockt in die Geschichte und nicht mehr loslässt.
So abgelenkt, verhangen in meinen literarischen Träumen und Visionen, schwamm ich auf meinem E-Bike nach Hause, geradewegs in meine Badewanne um nun in warmes Wasser einzutauchen und in zauberhafte Wortwelten, während der Regen aufs Dach prasselte.
Welch ein Genuss, der die falsche Entscheidung wieder relativierte.