Francoise Sagan und eine Köpfung

Eigentlich wollte ich über Francoise Sagen schreiben, über den Film, den ich mir gestern auf Arte reingezogen habe von zehn bis ein Uhr morgens (zurückgespult). Darum war es heute auch wieder einmal eine Herausforderung aus den Federn zu kommen. Doch der Film, die Sagan hat mich auch beim Aufwachen noch beschäftigt.

„Bonjour Tristesse“, in sieben Wochen geschrieben wurde zum Kultbuch der Nachkriegsgeneration und seine Autorin über Nacht zum Star.
Die Nacht war ihr Tag. Sie liebte es zu feiern, im Exzess hat sie sich gefühlt, Partys, schnelle Autos, Drogen und Alkohol, das tägliche Brot, Nahrung um Schreiben zu können – nachts. Losgelöst von allen, sogar von ihrem einzigen Sohn und doch stets umgeben von Menschen, einsam, trotzig mit dem beneidenswerten Selbstverständnis einer erst wohlhabenden Industriellentochter, dann Bestsellerautorin das tun zu dürfen, was sie wollte, scheint sie sich selber immer mehr verloren zu haben. Das Leben war oberflächlich und schnell. Was in der Tiefe war, erscheint möglicherweise nur in ihrem Schreiben. Sie starb alleine, nur ihre Haushälterin hielt ihre Hand. Ihren Sohn wollte sie nicht mehr sehen.

Ist das der Preis um solche Bücher schreiben zu können? Ich weiss nicht ob ich ihn zahlen möchte. Zuerst muss ich sie wohl lesen, ihre Bücher. Die einzelnen Textpassagen mit denen der Film untermalt ist haben einen zauberhaften Sog. Die Einfachheit mit der sie komplizierteste Gefühlszustände zu Beschreiben weiss, macht den Leser zum Komplizen. Aber wie gesagt, ich habe noch nichts von ihr gelesen und kann mich nur auf den Film berufen.

Und dann kommt die Meldung von dem amerikanischen Journalisten, dem vor laufender Kamera der Kopf abgeschnitten wurde und ich finde mein Unterfangen mich mit einer toten französischen Schriftstellerlegende zu befassen, hohl und oberflächlich. Andererseits schaffe ich es auch nicht wirklich mir diese Ungeheuerlichkeit, den Schmerz seiner Eltern auszumahlen und schon gar nicht seinen eigenen, seine Angst und wie es wohl ist, wenn einem mit einem Messer ….. Menschen sind ungeheuerlich! … Tiere, nein, das wäre den Tieren Unrecht getan. Aber mein Stottern hilft niemandem, wegschauen auch nicht unbedingt.

Wir müssen uns dem Gräuel widersetzen indem wir ihn ersetzen. Schreckliche Bilder in uns erzeugen Horror, Abscheu, Angst und schlussendlich wieder Aggression. Wohin das führen kann ist uns allen hinlänglich bekannt. Auch wenn ich jetzt ein bisschen wie Jesus töne, bin ich doch der Überzeugung, dass nur das Gute das Böse vernichten kann. Wie genau das gehen soll? Fragt mich nicht? Zuhause, im Kleinen, in der Begegnung mit dem nervigen Nachbarn? Ok, jetzt habt ihr mich, ja auch mit den Exes! Was wir alle in die Welt geben, wird weitergetragen, dreht seine Schleifen und sendet Energie aus. Wir können uns täglich neu entscheiden, wie wir mit der Welt umgehen…