Manchmal drücken mich die Alps, morgens wenn ich schon mal aufgewacht und wieder eingeschlafen bin, fieserweise zu einer Zeit, wenn ich ganz alleine im Bett liege und mich nachher detailgetreu daran erinnern kann. Alte Themen aus Kind- und Jugendzeit formieren sich nochmals zu neu Erlebtem und quälen mich im Traum mit Ausgrenzung, Missachtung und grossen Aengsten ums Alleinsein.
Ich bin immer froh, wenn ich aufwache und sollte dann glücklich aus dem Bett hüpfen, weil ich dem Traum entronnen bin und mich wieder in meinem glücklichen Wach-Leben wiederfinde, geliebt von einem lieben Mann und meinen Kindern, umgeben von guten Freunden und manchmal auch schön alleine mit mir, die ich jetzt mag.
Das „Sollte“ ist in diesem Moment auch nur insofern angebracht, dass die Realität des Traumes noch an mir haftet wie klebriger schwarzer Teer. Durch intensive Reinigungsbemühungen, wäscht er sich dann im Laufe eines Tages weg. Doch irgendwo an einem versteckten innersten Ort steht dieser lecke Tank, gefüllt mit dieser dunklen schweren Masse, die ab und an ausläuft und sich in meine Morgenträume ergiesst.
Vielleicht hat jeder Mensch solche dunklen Ecken, wo altes Unglück endgelagert wird. Altlasten sind halt, wie das Wort schon sagt nicht so leicht, dass sie eines Tages von alleine von einem lauen Lüftchen davongetragen werden. Die Putzequipe muss sogar ein paarmal durch und selbst dann sind gewisse Substanzen sehr hartnäckig und haften lange an. Lassen wir jedoch den alten Plunder im Keller vor sich hinmodern, steigen irgendwann die giftigen Dämpfe in die oberen Stockwerke hoch und vergiften unsern Alltag. Also ist wohl geraten, immer wieder mal aufzuräumen – da unten!
Der Keller bleibt trotzdem immer ein Ort, wo es ein bisschen düster und feucht ist. Wohin man eben den alten Gerümpel packen kann, wenn man ihn nicht mehr braucht. Das ist praktisch und damit kann man leben.