Ein Blizzard legt die Ostküste lahm. New York und Washington versinken im Schnee. Meine Verwandten posten auf facebook Bilder vom tief verschneiten Backyard ihres Hauses in Long Island. Jonas war einer der schwersten Schneestürme, seit es Wetteraufzeichnungen gibt, sagen die Medien.
Meine Wahrnehmung sagt, dass es jeden Winter zum Schneechaos in New York kommt. Der Verkehr ist lahmgelegt – die kennen da ja keine Winterpneus – und momentan sind sogar die Schulen geschlossen und die Lebensmittelläden leergekauft.
Bei uns hat der Wetterfrosch für heute bis zu zwölf Grad vorausgesagt! Die Schneewelle ist erstmal vorbei. Sie kam vor etwa zwei Wochen übers Land. Wir sind hier in der Schweiz natürlich viel besser vorbereitet. Das hat alles ganz prima geklappt, mit dem Schneeräumen und salzen. Allerdings habe ich es dann doch auf die zu leichte Schulter genommen. Nicht wie unten am See, kann es uns hier oben auf dem Schönenberg schon mal so richtig einschneien. Darum fahren wir auch nur mit Allradautos. Dazu hab ich dann auch meiner neuen Nachbarin geraten, die in einer Schneewächte steckengeblieben ist.
Wenn der Wind so richtig über die Krete saust, werden die entstandenen Verwehungen schon mal sehr tückisch.
Als ich dann das nächste mal an der verwehten Kreuzung vorbeifuhr, waren Nachbarin und Helfer immer noch damit beschäftig ihr Auto wieder freizukriegen. Der Bauer mit Traktor war auch schon aufgeboten. Ich kenne das, ist mir auch schon passiert. Aber unterdessen kenne ich mich aus, meine mit allen Wasser gewaschen zu sein und habe ja schliesslich mein Auto mit 4×4. Das dachte ich, wich dem entgegenkommen Motorrad nach rechts aus und fuhr voll in die oder besser auf die Schneeverwehung. Die vier Räder drehten leer und es war kein Vorwärtskommen mehr. Ich stieg aus. Der Wind blies mir steif um die Ohren und verwehte mir mein langes Haar, sodass ich kaum noch etwas sah. Da stand ich, ohne Mütze und Schneestiefel knietief im Schnee, das Auto blockiert, die Strasse auch, weil jetzt von beiden Seiten der Zugang versperrt war. Ein entgegenkommender Lieferwagen musste warten, der Fahrer stieg aus und brachte mir kopfschüttelnd eine Schaufel, weil ich Frau so schlecht ausgerüstet bin. Nun, ich habe nicht auf die frauenfeindlichen Anwürfe reagiert, weil leicht gestresst und wollte das Malheur möglichst schnell beheben. Die Schneeschaufelei brachte natürlich nicht viel und war eher peinlich. Glücklicherweise war der Motorradfahrer ein Bauernsohn und Nachbar. Der Traktor musste her!
Nachdem ich dann mit Hilfe der Gebrauchsanweisung – die Peinlichkeiten nahmen kein Ende – endlich herausgefunden hatte, wo wir den Abschlepphaken anbringen konnten, war ich dann endlich aus der misslichen Lage befreit. Den jungen Bauern wurd’s verdankt und schnell weggefahren.
Was hat es mich gelehrt? Hochmut kommt vor dem Fall? Na, ja, das ist jetzt ein bisschen hart, aber auch Allrad schützt nicht vor Schneepannen. Trotzdem, die Natur ist unberechenbar und kann uns immer wieder Demut lehren. Bei solchen Wetterverhältnissen muss man bedachter fahren, selbst mit dem Allrad. Hat man’s eilig, wird man ausgebremst.
Nun, der Schnee ist schon wieder geschmolzen und ich rutsche nur noch über ein paar dreckigbraune Resten, wenn ich mit dem Hund Gassi gehe. Irgendwie schade, so richtig eingeschneit sein, ist ja auch schön, zauberhaft und gemütlich.
Meine Tochter ist auch wieder aus dem Skilager zurück, begeistert und gut gepflegt. Sie hatten genug Schnee zum Skifahren. All meine sonstigen Befürchtungen waren natürlich auch unberechtigt und meine Entscheidung sie nicht mit zu viel Telefonterror zu belästigen völlig richtig.
So hat eine neue Woche begonnen, mit Sonne und milden Temperaturen. Weihnachten ist vorbei, Skilager vorüber, der Schnee am Schmelzen, Fasnacht interessiert mich nicht und so künden sich in mir erste Frühlingsgefühle an.