Wie ich mich verwirren und manipulieren liess!
Das wäre wohl ein guter Titel für die letzte Hora-Sitzung mit Annina und ihrem Ausbildungsleiter.
Voraussetzung, Mail: „………..gemäss unserer Abmachung soll Ende Woche ein weiterer Entscheid fallen, nämlich ob Du, Annina,
– nochmals 2 Wochen im HORA mit proben willst, damit Du herausfinden kannst, ob Du das Jahr mit uns zu Ende bringen möchtest oder ob Du lieber in der Produktion Idastrasse das Ausbildungsjahr beenden willst.
Wir alle haben Annina bei diesem Entscheid begleitet, sie dabei unterstützt ihre eigene Meinung zu sagen, aber auch darüber nachzudenken, was es bedeutet, sich so oder so zu entscheiden. Ich habe nachgefragt ob sie wirklich nicht auf die Bühne will, nicht singen, nicht spielen will und Annina hat sich entschieden.
Damit sind wir am Freitag an die Sitzung gegangen. Ich habe sie begleitet, damit sie ihre Entscheidung mitteilen kann.
Komisch, dass sich Annina vorher verirrt hat – scheinbar eine Tramstation zu spät ausgestiegen ist und sich nicht mehr zurechtfand, am Stauffacher, wo sie schon unzählige Male alleine war um da im Coop Mittag zu essen. Schön, dass sich immer ein hilfreicher Mensch findet – eine Frau – die ihr Handy leiht und hilft den Weg zu finden.
So haben wir uns doch gefunden und eingefunden im Hora um herauszufinden, dass wieder alles anders ist.
Ich könnte mir die Haare raufen und anderen Beteiligten jedes einzelne ausreissen.
Annina hebt den Kopf, schaut mal nicht zu Boden, lächelt und tut ihre Entscheidung kund. Und dann geht es doch eigentlich nur noch um das Administrative und wann die Ferien bezogen werden und wie diese abgezogen werden können, so dass sie wie vorgeschlagen im Schoggijob bleiben kann. Ich frage nach und es stellt sich doch tatsächlich heraus, dass mit Abzug der Ferien, die Annina noch zustehen, das Jahr dann doch nicht fertig ist und ein wertiger Abschluss so nicht erlangt werden kann. Ich musste explizit danach fragen und habe nicht wirkliche eine brauchbare Antwort erhalten ob es irgendeinenen Fackel für dieses Jahr Ausbildung gibt. Es schien aber doch ungemein wichtig und die Ratschläge pfiffen mir um die Ohren, wie ratsam es doch sei, dass meine Tochter wenigstens ein Jahr dieser zweijährigen Insos-Ausbildung absolviere.
Nun frage ich weiter nach und jede Antwort, die ich bekomme, macht die Sache noch undurchsichtiger. Gibt es überhaupt ein Zertifikat? Ich höre etwas von einem Abschlussbericht, der sowieso nicht gut ausfallen wird. Man kann ja nicht immer lügen, oder? Ja und die Ausbildung ginge ja eigentlich bis im August, also mindestens bis zum 13. Juli und dann noch 4 Wochen Ferien. Frau F. vom Schoggijob findet eigentlich auch, dass Annina die Ausbildung noch abschliessen sollte. OK?
„Verstehe ich das richtig? Wenn sie sofort wechselt, dann hat sie das Jahr nicht wirklich abgeschlossen?“ „Eigentlich nicht, nein.“
Super! „Wenn wir die letzten Monate darauf hingearbeitet haben, mindestens dieses Jahr zu beenden, dann tun wir das wohl jetzt am besten auch, oder? Was meinst Du, Annina?“ „Dann halt!“ Was soll sie jetzt noch sagen? Scheinbar zählt ihre Meinung doch nicht so, wie wir ihr das in den vergangenen Wochen weisgemacht haben. Vielleicht ist sie jetzt auch total verwirrt, wie ich. Vielleicht war das ja beabsichtigt?
…. und damit ist noch nicht genug! Ist der Entschluss einmal gefasst – kenne ich das nicht schon? – kommt der Anhang, sozusagen das Kleingedruckte zur Sprache. Also, wenn es wieder passiert, dass Annina sich verweigert und abhaut, dann ist das ein Abbruchgrund, denn man werde sie nicht zurückhalten und das werde von der Stöckenweid nicht goutiert (mit Recht eigentlich!). Dass sie in zwei Monaten Hora, die sie noch absolvieren muss, entgegen ihrem eigentlichen Willen und geduldeterweise nie abhaut, kann ich nicht garantieren. Somit ist dieser Scheissabschluss, der unbedingt sein soll, dann doch nicht garantiert.
So bin ich nach Hause gefahren und Annina in die Stöckenweid. „Isch scho guet, Mami!“ hat sie gesagt.
Ich fühlte mich gar nicht gut!