zart besaitet

Im deutsche Sprachraum nennen wir Menschen, die die Durchlässigkeit oder Fähigkeit besitzen, Gefühle, Unausgesprochenes, Stimmungen etc. anderer Menschen wahrzunehmen, die nicht immer nur mit ihnen direkt in Bezug stehen, zart besaitet. Dies kann wie bei hellsichtigen Menschen sehr belastend sein. Gleichzeitig ist diese – nennen wir es Begabung – eine Bereicherung, befähigt sie auch dazu das Schöne in all seinem Reichtum und facettenreicher wahrzunehmen. Wie so vieles hat aber auch diese Begabung zwei Seiten, zarte Saiten und es ist für Betroffenen ratsam, einen Weg zu finden damit umzugehen, das heisst sich gegen zu starke Vereinnahmung durch die hohe Dichte von „Fremdgefühlen“ abzugrenzen. Nicht jede/r kann dies in gleichem Masse und unter gewissen schwächenden Umständen kann sich diese grosse Sensibilität zu einer immer grösseren Belastung bis hin zu einer krankhaften psychischen Störung auswachsen.

Es ist sicher hilfreich Solches zu wissen und verstehen zu können, wenn nahestehende Menschen mit dieser Eigenschaft gesegnet sind. Was dabei nie vergessen werden darf ist, dass Bezugspersonen solches berücksichtigen können und teilweise auch müssen, dass sie aber darunter oft auch sehr leiden, sind sie oft doch auch eher zart besaitet. Es kann meiner Meinung nach in keinem Falle davon ausgegangen werden, dass sich das Umfeld von zartbesaiteten Menschen diesen vollends anpassen sollte. Im Gegenteil! Jeder ist, meiner Meinung nach, immer selber für sein Leben und Glück verantwortlich. Es gibt erschwerende Faktoren, wie Prägungen aus der Kindheit und schwierige Lebenssituationen. Aber wir haben immer die Möglichkeit zu entscheiden, wie wir damit umgehen wollen, ausser wir sind psychisch wirklich sehr krank. Dann ist wie bei allen anderen schweren Erkrankungen intensive Pflege und Therapie angesagt. In dem Moment in dem Menschen durch ihr „Sosein“ andere in ihrer Entfaltung hindern, weil man sich immer um sie und ihre Gemütszustände kümmern muss, wandelt sich Mitgefühl im besten Fall in Mitleid und dieses stellt immer auch eine Form von Entmündigung dar, zumal der Mitleidende sich etwas zu eigen macht, dass gar nicht zu ihm gehört, nämlich das Leid des anderen. Also lassen wir jedem Menschen seine Dramen, denn sie wollen ihn etwas lehren, auch wenn er darunter leidet. Jeder schafft sich schlussendlich seine Hölle selber. Jeder kann sich aber auch auf den Weg in den Himmel machen. …… und: niemand, wirklich gar niemand kann dies für jemand andern übernehmen… Darum pflegen wir besser unsere Gärten und hegen die besonders zarten Blumen, so dass sie andere beglücken und sie dazu animieren es uns gleich zu tun. Im Garten anderer Menschen haben wir nämlich nichts verloren!