Schon wieder geht ein Jahr dem Ende zu und ich frage mich – wie so oft, zu oft – wohin die Zeit hinfliesst.
Wie in einer Sanduhr rinnt der letzte Rest noch schneller durch das vermeintlich schmale Zeitloch.
Wer misst Zeit? Uhren? Wir selber? Ist es nur eine Wahrnehmungsgeschichte oder vergeht unsere Zeit wirklich schneller, je mehr wir daran festhalten wollen, je weniger wir davon haben?
Heutzutage muss alles schnell gehen, Prozesse werden rationalisiert und Produktivität sukzessive intensiviert und gesteigert. Hat dies einen Einfluss auf die Zeit? Oder nur auf unsere Wahrnehmung davon? Grosse Fragen! Sie verknoten sich in meinem Kopf und rauben mir aufs Neue Zeit, stellen sich quer und verhindern meine eigene Produktivität. Vielleicht sollte ich meine eigenen Prozesse unter die Lupe nehmen.
Mein Kopf ist ja eine Ideenmaschine, die dauernd liefert, Tag und Nacht. Leider bleibt das meiste davon Makulatur. Ja, weil die Verarbeitung und Produktion hinterherhinkt und die grosse Menge an Einfällen, die verarbeitet werden möchte schon bei der Lieferung über sich selbst stolpert, kollabiert, nicht mit meinen Möglichkeiten kollaboriert.
Am Ende eines jeden Tages bleibe ich unzufrieden zurück, ringe mit der fehlenden Zeit, ringe um all das, was in mir ist, wie ich es aus mir herausholen und weiterentwickeln könnte. Noch mehr hadere ich mit der verschwendeten Zeit und ihren Möglichkeiten, die ich nicht wahrgenommen habe und mich stattdessen verzettelt habe in der Frage, was wichtig ist, wie ich die Zeit optimal nutzen könnte und sollte und was wohl am erfolgsversprechendsten ist.
Dann, am Ende jeden Tages, schliesse ich meine unvollendeten Projekte weg und überlasse die nicht realisierten der Zukunft und dem Vergessen.
Doch irgendwo in meinen unbewussten Innenräumen gären sie weiter, neue Triebe schiessen aus und drängen zur Blüte, erblühen in den nächsten frühen Morgenstunden beim Hundespaziergang, in der Waschküche oder beim Ausräumen des Geschirrspülers und dann manchmal nehme ich mir die Zeit und setze mich an meinen Laptop und schreibe etwas davon hinaus. Das Zeitfenster ist bis dann schon schmal geworden neben der Pflichterfüllung, genauso geschrumpft wie der Fundus in meinem Kopf und weiter geht das Ringen um Zeit und ihre optimale Nutzung und all die Visionen, die zu einer Realisierung drängen.
Verzettelung ist ein unschönes Wort. Zeitverzettelung mein Antiwort des Jahres. Das Losungswort, das Gegengift sozusagen, hat mir meine Ideenfabrik noch nicht liefern können.
Stundenpläne erstellen, auflisten, ordnen, Prioritäten setzen? Irgendwie schwer vereinbar mit Kreativität, die sich nie an Planung hält, blüht wenn es ihr passt und stumm bleibt, wenn sie laut angeschrien wird.
Vielleicht klappt’s im Neuen Jahr!?