Zum Zügeln mit 50

Umziehen, in der Schweiz zügeln genannt: Möbel rücken, Kisten schleppen, Ordner tragen, Regale ausräumen, Regale einräumen, neu sortieren. Auch meine Muskeln muss ich neu richten heute, humple mit dem Kater aus dem Bett. Zügeln mit fünfzig, ist nicht Zügeln mit zwanzig. Ich machs nicht gerne, noch nie, wer tut das schon.

Ich bin in meinem Leben so um die zwanzig Mal schon umgezogen. Meistens habe ich mich auf das Neue gefreut, das Einrichten mit Hingabe projektiert, mir montelang im voraus mein neues Zuhause vorgestellt, mir im Geiste mein wohliges Wohnambiente zusammengesetzt und mir das Verschieben all unseren Hab und Guts auf ein minimales Ausmass verkleinert. So habe ich dann jeweils auch die Kosten für die angeheuerten Zügelmänner viel zu gering berechnet, weil sie natürlich einen halben Tag länger brauchten um meine „nur wenigen grossen Möbel“ zu schleppen. Doch hätte ich mir die Sache im Geiste nicht so zurecht gelegt, verkleinert und verschönert, wäre ich niemals umgezogen.

Die Freude und der Drang möglichst schnell in einem neuen Heim Wohnfreuden zu geniessen war so gross, dass ich in vier Wochen perfekt eingerichtet war, keine Kartons mehr herumstanden, Lampen fertig montiert und Bilder aufgehängt. Meistens habe ich auch zwei Kilos abgenommen, was dafür spricht, halbjährlich umzuziehen. Doch jedes Mal hab ich mir geschworen, dass es jetzt das letzte Mal ist. Wenn ich mit brennenden Gliedern, erschöpft vom Lasten schleppen, an einem Sonntagmorgen aufwachte, mich mühsam aus meinem Bett hievte und steiff durch mein neues Zuhause stakste, war ich immer sehr glücklich, aber auch fest entschlossen mir diese Strapazen nicht mehr aufzuladen – bis zum nächsten Mal. Doch hier in diesem Haus bin ich angekommen und habe vor zu bleiben.

Die letzten zwei Tage haben wir nur das Büro disloziert, einen einzigen Raum, mit weniger freudiger Energie, als wenn es um meinen Wohnplatz ginge. Aber ältere Glieder schmerzen schneller und ich will auch dieses Büro nicht mehr so schnell wieder zügeln.