An Schwierigkeiten wächst man

An den Schwierigkeiten wächst man! Sagt man und meint wohl vor allem an deren Bewältigung.  Das stimmt ja auch, denn wir erproben dabei neue Strategien, die wir ein nächstes Mal erneut anwenden können. Das macht uns stärker und baut unsere Widerstandskraft (Resilienz) aus.

Eltern können ein Lied davon singen. Wir alle haben schon einiges durchgestanden mit unseren Kindern, seien sie nun normal begabt oder haben ein Down Syndrom. Manchmal besteht da kein Unterschied. 

Nie wird man so brutal auf sich selbst zurückgeworfen wie in schwierigen Zeiten! Genau dann schreit das innere Kind am lautesten nach Aufmerksamkeit, aber diese wird abgezogen von den Unruhestiftern im Aussen, die gerade bockig sind oder ständig missgelaunt, weil vielleicht pubertierend und sich ablösen wollen, die uns dann die Liebe verweigern, die wir gerade so dringend benötigen und wovon wir doch schon so viel investiert haben. Statt Bestätigung und den kindlichen Umarmungen, die wir uns gerade von unseren Down-Kindern im Übermass gewohnt sind, ernten wir Ablehnung und Widerstand.

Immer wieder stellt sich neben der Frage nach dem richtigen Vorgehen und nach allfälligen Lösungen auch die Frage, wie wir mit unseren Emotionen umgehen. Was wenn die Affen in unserem Kopf wieder einmal tanzen und ihr Gekreische und Geplapper uns nur noch verwirrt? Was wenn wir nicht mehr weiter wissen und doch dringend eine Lösung bräuchten?

Was wenn alles Reden, Diskutieren, aller guter Wille nichts hilft? Was wenn wir kurz davor sind aus der Haut zu fahren, wenn wir alles hinschmeissen wollen…… und doch nicht können, denn es ist unser Kind, worum es geht?

Wichtig ist zu verstehen, welche Stimmen sich in solchen Momenten melden und was sie bezwecken. Immer wollen sich alte Muster manifestieren. Unser Unterbewusstsein hat sie sicher und verlässlich abgespeichert und schickt sie genau dann hoch in unsere Denkstube, wenn wir neue Vorgehensweisen bräuchten, eben nicht die, die wir schon kennen, die unserer Vorfahren, sondern eigene, neue Perspektiven eröffnende, solche, die auch uns selber gut tun.

Ich habe im Umgang mit meiner Tochter mit Down Syndrom folgendes gelernt:

Einerseits ist es wichtig alles erdenklich mögliche und vernünftige für unsere Kinder zu tun. Dies ohne dass wir unsere eigenen Bedürftigkeiten auf sie projizieren. Das bedeutet für mich, dass es manchmal klare Ansagen braucht und Ehrlichkeit.

Das tönt relativ einfach. Es aufzuschreiben ist nicht schwer, und es zu verstehen auch nicht sehr. Doch es zu tun dann schon viel mehr.

Manchmal ist es sogar hart und fordert uns heraus, denn wir können uns nicht immer nur auf Samtpfoten bewegen und einander Honig um den Mund schmieren. Es ist wichtig sich den Tatsachen zu stellen. Eine Behinderung, zum Beispiel oder eine psychische Erkrankung – ich habe in meinem Familiensystem noch einen jungen Mann mit einer bipolaren Störung – sind grosse Herausforderungen, womit die Betroffenen und ihr Umfeld umgehen und leben lernen müssen. Je schneller eine Einischt stattfindet, desto einfacher und besser ist eine Förderung und Eingliederung in die Gesellschaft und somit ein möglichst selbständiges, würdiges Leben möglich.

Unabdingbar sind Strukturen und Regeln. Das tönt hart und zwanghaft und wenig kreativ. Doch es ist ein grosser Irrtum zu glauben, dass es ohne geht. Unsere Welt, auch die Natur ist strukturell aufgebaut. Um dies zu verstehen muss man nicht Naturwissenschaftlerin sein. Für Menschen mit einer Beeinträchtigung ist es sicher schwieriger sich zu disziplinieren und zu strukturieren, doch es ist zu lernen, wie wir „Normalos“ es auch müssen und können. Nur so finden sie, finden wir alle, uns in dieser Welt zurecht und einen Platz im sozialen Geflecht. Und das ist doch schlussendlich das Ziel. 

Die grosse Herausforderung besteht darin, spezielle Menschen, die nicht immer vernunftgesteuert sind oder deren geistige Kapazitäten eingeschränkt sind von diesen Zusammenhänge zu überzeugen. Dazu benötigen wir Beharrlichkeit und vor allem, dass wir selber von unseren Anliegen überzeugt sind.

Das ist keine einfache Aufgabe und die Fähigkeit in sich hineinzuhören und die eigene Stimme hinter dem ganzen Geschwafel und den lauten inneren Anweisungen zu hören, ist sehr hilfreich. Meistens spricht sie ruhig und leise zu uns. Diese, unsere Intuition liegt selten falsch. Paaren wir sie mit Vernunft und Ehrlichkeit werden wir wissen was zu tun ist. Dies ist vielleicht nicht immer angenehm und erfordert Kraft. Und wie schon gesagt, manchmal machen wir uns nicht unbedingt beliebt damit, müssen Grenzen setzen und auch mal unnachgiebig sein. Doch das ist unsere Verantwortung unseren Kindern und Angehörigen gegenüber und ist schlussendlich zu deren Bestem.

Das Andererseits befasst sich immer mit dem Loslassen. Wenn nichts nützt, wenn all unsere Bemühungen zu scheitern scheinen oder unsere Geduld am Ende ist, dann hilft es Vertrauen zu fassen in die Schöpfungsintelligenz und ihre grosse Weisheit und loszulassen. Alles, was wir getan haben wird vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt Früchte tragen. Wenn nicht, dann ist da ein anderer Plan, der sich uns irgendwann erschliesst. Ob er uns gefallen wird, sei dahingestellt.

Fazit: Tue Dein Bestes! Lass Dich nicht von Deinen Emotionen leiten, sondern von Deiner innersten Stimme! Lass los!

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