Fast schon zehn Uhr und ich hänge noch in den Federn. Der Ausblick aus meinem Panoramafenster ist grau. Ich überlege, was ich heute mit meiner Tochter Annina unternehmen könnte. Sie ist wählerischer geworden. Mit ihren neunzehn Jahren hat sie ein Bewusstsein dafür, erwachsen zu sein und lässt sich von mir nicht mehr bereitwillig überall hinschleppen. Vieles findet sie langweilig, vor allem wenn sie mit Menschen zusammetreffen muss, die nicht mit ihr sprechen, weil dies sie intellektuell nicht so fordert oder weil sie sich ein wenig bemühen müssen Annina zu verstehen. Andere mögen Anninas Freundlichkeit und die ansteckende Lebensfreude und Fröhlichkeit, die sie ausstrahlt und unterhalten sich deswegen gerne mit ihr, passen sich ihr ein bisschen an. Annina ist ein Sonnenkind und strahlt auch an einem grauen Morgen wie heute, wenn sie ihren Kopf durch meine Schlafzimmertüre steckt um zu schauen ob ich immer noch schlafe. Auch Annina ist im Wechsel, wird erwachsen und entwickelt dabei ein Bewusstsein dafür, was und wen sie mag und was sie will und das ist gut so. Sie soll selber entscheiden. Nur manchmal muss ich sie noch unterstützen und das erfordert viel Verantwortung und ständige Ueberprüfung der eigenen Motive – eine Herausforderung! Annina hat ein Down Syndrom und besteht darauf, dass sie nicht behindert, sondern speziell ist 🙂