Ein Hund erdet

Jeden morgen nun, nachdem ich mich aus meinen warmen Laken geschält habe, mich unter dem Jammern meines Hundes, der noch in seiner Kiste warten muss, anziehe und bereit mache, gehen wir dann zusammen auf unsere Tour. Sie dauert eine halbe Stunde.

Momentan ist noch oder schon hell, wenn wir aufbrechen zwischen Acht und halb Neun. Manchmal ist die Landschaft mystisch nebelverhangen und feuchtkalt. Gut um die letzte Wallung zu „verlüften“ und den schweren Kopf zu „umwatten“. Die letzten zwei Morgen allerdings hat sogar die Sonne geschienen und es war erstaunlich mild für diese Jahreszeit.

Wir treffen niemanden an um diese Zeit und ich bin froh, weil ich noch nicht genug wach bin für zwischenmenschliche Begegnung. Ich hänge in meinen Träumen und Gedanken und mein Handlungsbogen geht nicht über ein paar kurze Anweisungen für den Hund hinaus. Ich schaue, dass sie nicht zu viel Mist frisst und das Skelett eines Gefieders wieder ausspuckt, das wohl der Fuchs übrig gelassen hat und das sie als ganz besonders schmackhaft eingestuft hat. Sie will nicht davon lassen. Jeden Morgen findet sie’s aufs Neue irgendwo im weiten Feld und dann braucht es meine Aufmerksamkeit, sonst trickst sie mich aus, tut so als sei’s ein Stöckchen und springt mit Unschuldsmiene voraus.

Irgendwann dann hab ich sie so weit abgelenkt und wir gehen weiter, Stella mit der Nase am Boden und ich mit meinen Gedanken in der Luft.

Sind wir dann durch den Wald gestapft, über Wurzeln geklettert und durch das Herbstlaub geraschelt, bin ich dann irgendwann auf der Erde angekommen, und stehe ich dann schliesslich wieder vor unserer Haustüre, kann das Tagwerk begonnen werden.

Ein Hund erdet. Vielleicht reicht auch ein Morgenspaziergang. Meistens jedoch braucht der Mensch einen Grund dafür und der Hund muss nun mal raus!