Einen gleichberechtigen Platz in der Gesellschaft

Heute ist Welt Down Syndrom Tag. Am 8. März war Frauentag, am letzten Sonntag der grosse Womensmarch in Zürich. Was das miteinander zu tun hat. Einiges!

Kinder mit Trisomie 21 werden, wenn sie das Glück haben geboren  – und sie werden von ihren Müttern geliebt, akzeptiert und gefördert. Natürlich oft auch von den Vätern. Kinder mit Down Syndrom haben Förderbedarf, aber auch -potential.

In den letzten Jahren gab es presseweit viele Beispiele von herausragenden Leistungen, die Menschen mit Down Syndrom vollbringen können und ebensoviele Beweise dafür, dass Menschen mit einem Chromosom mehr, genauso ein wertvolles und würdiges Leben führen wollen und dazu auch imstande sind. Sie wünschen sich eine Arbeit, die ihnen gefällt, einen Partner, Freunde und Freizeitgestaltung nach eigenen Vorstellungen.

Das ist schon nichts Neues mehr. Auf was ich hinaus will? 

Viele Mütter, leisten gerade diesbezüglich sehr wertvolle Familienarbeit. Sie fahren mit ihrem Baby in die Physiotherapie und in die Frühförderung. Sie verhandeln mit Schulleitungen um einen Platz im Regelkindergarten und in manchen Fällen für ein Integrationsprogramm in der Schule. Der Alltag mit einem Downkind ist eine Herausforderung und mit Mehrarbeit verbunden, weil die Entwicklung langsamer vor sich geht und das Kind viel und länger Hilfe braucht: beim Essen, beim Anziehen, beim Gehen, bei der Körperhygiene und so weiter. Wie wir wissen, leisten Frauen immer noch einen weit grösseren Teil dieser Familienarbeit.

Normalerweise führe ich die Lebensfreude und Liebe ins Feld, die ein solches Kind ausstrahlt. Für unsere Familie war unsere Tochter eine Bereicherung.

Heute möchte ich aber den Fokus auf die Arbeit und ihren Wert legen, die Arbeit der Mütter und auch die unserer erwachsenen Kinder mit Down Syndrom.

Neben den Diskussionen um Frauenquoten und die Vereinbarkeit von Karriere und Familie, möchte ich daran erinnern, dass es ganz viele Berufe und Arbeiten gibt, die Frauen verrichten, die immer noch viel zu wenig Anerkennung und Aufmerksamkeit erhalten, geschweige denn einen Lohn. Warum, zum Beispiel, zählen fünfzehn Jahre Familienmanagement nicht im Civi? Fünfzehn Jahre weg vom Fenster und zu lange nicht mehr im Beruf – so ist das Echo: Familienfrau gilt immer noch nicht als Beruf. Schliesslich gibt es eben auch keinen Lohn. Nun gibt es nette Ehepartner, partnerschaftliche Aufteilung der Arbeit und der Finanzen. Das sollte der Normalfall sein. Aber es gibt auch immer noch andere Beispiele. Solange der Beruf der Familienunternehmerin nicht seine Anerkennung und Wertschätzung bekommt, solange haben all die Macho-Männer, die sich gerne auf alte Werte berufen, Macht. Sie nehmen sich das Recht ihren Frauen vorzuschreiben, wie es zu laufen hat. Glauben sie mir, ich weiss, wovon ich spreche. 

Es gibt ganz vieles, wofür immer noch sehr oft die Frauen zuständig sind und das für selbstverständlich genommen wird.

Es wäre sicher wertvoll den Focus nicht nur auf die Karrieremöglichkeiten zu legen, sondern auf die zahlreichen Frauenberufe und -arbeiten, die bisher weitgehend unbeachtet blieben.

Genauso verhält es sich mit Menschen mit Beeinträchtigung. Vieles haben wir schon gelesen über das Theater Hora mit seinen speziellen Schauspielern, von Models mit Down Syndrom und solchen, die sogar eine eigene Modelinie entwerfen. Ich finde das super und ausserordentlich ermunternd, auch wichtig für die Sache an sich. Aber daneben gibt es sehr viele Menschen, die in den Werkstätten und Institutionen tolle Arbeit verrichten und spannende Produkte herstellen. Auch ihre Arbeit ist wertvoll und sie haben einen Anspruch auf Anerkennung. Sie haben es auch verdient, nicht bedauert oder mit dieser im Deckmantel des Wohlmeinens auftretenden Überheblichkeit behandelt zu werden. 

Sowohl Frauen, wie ihre speziellen Kinder haben einen gleichberechtigten Platz in der Gesellschaft – in jeder Gesellschaft – verdient.

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