Glück muss man aushalten können

Was ist Glück? Im Überschwang, wenn wir es haben, dann haben wir so viel darüber zu sagen. Und wir meinen zu wissen inwieweit wir daran beteiligt sind, wie wir es uns verdient haben und vielleicht hoffen wir sogar es diesmal bei uns halten zu können. Dabei ist nichts so flüchtig und so willkürlich in seiner Erscheinung und seinem Wechsel. Ebenso flatterhaft ist unsere Wahrnehmung.

Doch hier die frohe Botschaft: Wir können daran arbeiten das Glück zu sehen und zu erleben. Ein Teil davon hat sicher mit Dankbarkeit zu tun, denn diese ist sehr oft an Glück gekoppelt. Diese Verbindungen zu sehen erfordert vielleicht wiederum ein geschultes Auge. Doch man kann das wirklich üben. Das liegt in unserer Macht und unterliegt unserem Willen.

Vielleicht ist es mit dem Glück wie mit der Wahrheit. Wenn wir es sehen, müssen wir es aushalten können. Kennt sie nicht jeder – oder viele – diese Momente, wenn man zerspringen möchte vor Glück, und gleichzeitig kriecht einem die Angst den Rücken hoch, dass man gar nicht gemeint ist oder dass man alles wieder verlieren kann? Irgendwann dann, lernt man vielleicht daran zu glauben, dass man durchaus auch ein glückliches Leben oder – ein wenig bescheidener – eine glückliche Zeit haben kann. Endlich! Ja!

Aber……. man sollte sich vielleicht nie zu sehr daran gewöhnen. Um sich zu schützen, geniesst man es am besten gar nicht zu sehr. Denn es kann jederzeit aufhören und unseren Glauben vollends zerstören.

Das kann passieren! Wir wissen es alle aus nächster Nähe, aus Filmen, der Literatur, aus Berichten von Angehörigen und Freunden. Oft haben wir ein sehr grosses Interesse am Unglück anderer und nicht immer nur, weil wir helfen wollen, sondern auch um dieses erleichternde Moment zu erleben, das sich an die Betroffenheit anhängt, dieses Aufatmen, dass man selber verschont geblieben ist. 

Dann ist Gewohnheit auch ein Glückskiller. Glaubt man daran, dass man sowieso Glück hat, ist es nichts Besonderes mehr. Man ist gar nicht mehr sooo glücklich, weil es schon normal ist. Wie zum Beispiel, dass wir in der Schweiz leben und die meisten von uns immer genug zu essen haben, warme Kleidung, ein Dach über dem Kopf, Versicherungen etc. Auch, dass unser Partner nie fremd geht und so zuverlässig ist. Lieber bemängeln wir, dass er zu wenig spricht oder zu viel Sport am Fernseher schaut.

Kann es sein, dass uns der Glauben an das Glück zu wohlig werden lässt, träge und schliesslich undankbar?  Jeder kann sich das selbst beantworten. 

Ich persönlich habe auch schon meine gute Portion Unglück, Trauer und Pech abbekommen, sodass ich mich immer noch wahnsinnig freuen kann über mein Glück. Aber es ist schon so, dass viel und grosses Glück auch immer die Angst es zu verlieren mit sich bringt.

Brauchen wir diesen Spiegel zu dem wir uns ab und an wenden um wieder zu wissen wie beschenkt wir sind? Das Wissen um das Unglück macht erst den Wert des Glücks und gibt uns eine Messlatte.

Und nichts ist für immer. Glück ist volatil. Darum bleibt die Angst des Verlusts, aber auch die Gewissheit, dass das Glück uns immer wieder finden kann.

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