Auch wenn der Föhnwind noch seinen warmen Atem durch die Lande bläst und der Garten immer noch nach Wasser seufzt, ist es Herbst. Das sagt der Kalender. Und morgens, wenn das Licht später als auch schon, langsam durch die Dunkelheit bricht, kann man sie sehen, wie sie durchs Unterholz ziehen und über die Wiesen schleichen, Bäume einhüllen und Sträucher bewatten – die Herbstnebel.
Im November dann, in ein, zwei Wochen, werden sie hier auf dem Berg dichter und dichter und manches Mal kann man kaum seinen Weg erkennen, muss vorsichtig einen Fuss vor den andern setzen und mit Nebellichtern im Schritttempo fahren. Wohin?
Es kann geschehen, dass unklar wird, ob ein Ankommen möglich ist. Die Sicht ist verhangen und alles wird ungewiss.
Wagen wir es ins Nichts zu schreiten? Jeden Schritt selbstbewusst vor den anderen zu setzen, des Weges gewiss, den wir zu gehen meinen? Diesen geplanten Weg?
Wie können wir uns orientieren, wenn uns alle sichtbaren Anhaltspunkte verborgen bleiben? Worauf ist Verlass?
In der Nebelstille, im Verlorensein stellen sich wichtige Fragen. Aus allen Richtungen, die zu bestimmen uns möglicherweise unmöglich ist, dringen sie zu uns durch – in die Stille unserer Gedankenwelt.
Stehen bleiben? Abwarten bis die Sicht wieder gut ist?
Neu planen?
Gar nichts planen?
Schritte auf unbekanntem Boden, ins undurchdringbare Land gehen? Ein Wagnis.
Den Füssen folgen, vertrauen darauf, dass sie uns tragen, weit tragen, an bestimmte und unbestimmte Orte, an Ziele möglicherweise, die wir nicht angestrebt haben und die doch zu uns passen. Neue Heimat, neues Ankommen.
Wir sind gut aufgehoben im Ungewissen des Nebels.