Meine Tochter ist ein Geschenk

Auf meinen letzten Blog ist die Frage aufgetaucht, ob meine Tochter für mich eine Bürde ist.

Sie ist es genauso sehr oder so wenig wie meine anderen zwei Kinder, ihre Brüder. Vielleicht muss das an dieser Stelle wieder einmal gesagt sein, auch dass ich selber nicht in einer Negativ-Jammerschlaufe hängen bleibe.

Ich schildere die Schwierigkeiten mit denen wir momentan zu kämpfen haben. Es geht um Berufswahl und -findung und um die Verweigerung meiner Tochter, die sie zeigt, wenn ihr etwas nicht behagt. Es geht um die Frage, wie damit umzugehen ist und wie ich als Mutter und ehemals Beiständin damit zurecht komme. Auf welcher Basis soll ich Entscheidungen für sie treffen, wenn sie dies leider nicht ganz alleine tun kann?

Doch jetzt mal ehrlich, genauso und ähnlich sind die Problemfelder mit allen Jugendlichen, die sich vom Elternhaus ablösen und leider zeitgleich auch noch eine Lehrstelle finden und ihre Berufsausbildung machen müssen. Ich spreche aus Erfahrung, denn ich habe mit Anninas Brüdern einige Kämpfe ausgefochten und das war nicht immer nur schön und friedlich und ging mir an die Muttersubstanz. Ja, das Erwachsenwerden und die Ablösung sind eine Herausforderung für alle Beteiligten.

Spezielle Menschen wie Annina sind in einigen Dingen langsamer, sind kognitiv eingeschränkt, wie man das so nett sagt. Im ersten Rang sind sie junge Menschen, die altersentsprechend ein paar Probleme machen, weil sie sich in der Pubertät befinden. Die Suche nach der eigenen Identität ist vor allem für sie sicher eine Herausforderung. Doch ich möchte behaupten, dass ich mit meiner Tochter alles in allem weniger Fights hatte als mit ihren Brüdern. Sie hat glücklicherweise nicht deren Sprachgewalt. Das Äußerste an Ablehnung, das ich von ihr zu hören bekomme ist: „Hör uf, Mami!“ Das ist eine homöopathische Dosis von dem, was ich sonst schon einstecken musste – und alles in Allem ist es einfach völlig normal.

Darum will ich mich an dieser Stelle daran erinnern, wie viele wunderbare Momente ich, wir alle schon mit Annina verbracht haben, weil sie die meiste Zeit einfach lieb, charmant und unkompliziert ist und weil sie einen unschlagbaren Humor hat. Wir unternehmen immer noch viel zusammen, wir schmusen und lachen oft.

Zudem haben wir viel von ihr lernen dürfen, zum Beispiel was Akzeptanz wirklich ist, nicht indem wir sie akzeptieren mussten, nein, das ist nicht der Grund. Damit hat kaum jemand, der ihr begegnet Mühe, sondern wie es aussieht, wenn man Menschen vorbehaltlos annimmt. Das hat sie uns immer wieder vorgemacht.

Darum ist meine Tochter für mich ein Geschenk.

Sie ist ein ganz besonderer Mensch und doch einer, wie wir alle auch.

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