Warum jetzt Krücken?

Immer mal kommt es im Leben zu einem Wechsel. Manchmal auch vom Guten zum Schlechten. Von gesund zu krank. Nö, ich erzähl jetzt gerade nichts Neues. Das weiss ich wohl. Doch lasst mich trotzdem ein wenig sinnieren, denn viel anderes bleibt mir momentan nicht zu tun. Ich bin immobil, an Stuhl oder Sofa gefesselt, hample mit Stöcken herum und humple von meinem Arbeitstisch in die Küche und allenfalls noch auf die Toilette – so weit mein Bewegungsradius. Grössere Distanzen zeigen sich schnell als kaum zu bewältigen. Auch die Krücken üben nicht mehr dieselbe Faszination auf mich aus wie in Kindertagen. Schnell krampfen die Arme und die Achselgelenke wollen sich auskugeln. Der Nacken tut eh schon weh und meine Moral wird so auch nicht besser.

Warum das denn jetzt? Das Knie! Es tut sauweh. Unfall? Nein!!! Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was da in meiner Extremität vor sich geht. Auf jeden Fall hat sich der Zustand von gesund in krank und schmerzend verdreht.  Ich frage mich: Hat das jetzt auch noch mit Wechseljahren zu tun – Gelenkschmerz? Oder ist das altersbedingt – womöglich Arthrose? Der Arzt hat mir eine Kortisonspritze verweigert. Jetzt muss ich der Sache wohl auf den Grund gehen. Mensch, dabei hab ich so gar keine Lust auf dieses Böbeli-Wehwehchen-Zeugs.

Allerdings tut sich mir ein ganz neuer Erlebnisbereich auf und eine nicht ganz neue Erkenntnis zeigt sich mir in diesen Tagen in ihrer ganzen Versöhnlichkeit: Der Mensch ist hilfreich und gut!  Überall wird mir die Türe aufgehalten. Wildfremde Menschen sorgen sich um mein Vorwärtskommen und zeigen sich bemüht mir in banalsten Situationen, die mir plötzlich ungeahnte Hindernisse entgegensetzen, beizustehen.

So hat alles sein Gutes und ich nehme die Gelegenheit wahr, mit jetzt auch noch in Geduld und Demut zu üben.