Wechsel zur Sommerhitze

Heute ist wirklich Sommer und es soll fast dreissig Grad warm werden. Und wenn ich jetzt von meiner Nacht erzählen würde, dann täte ich Euch allen leid oder ihr würdet das Gejammere nicht länger ertragen und mein Tagebuch wegklicken und das möchte ich nicht. Allerdings steckt mein Humor noch irgendwo zwischen Bauch und Hals fest und der andere hängt am Galgen und will nicht runter, weil mir gerade ein wichtiger Teil meiner Identität gestohlen wurde. Sorry, das klingt auch wirklich nicht unbedingt aufmunternd, ist auch ein bisschen hysterisch verdreht, aber tatsächlich ist mir mein Portemonnaie abhanden gekommen, am Montag im Kino. Da war alles drin, Bankkarten und Kreditkarte, Krankenkassenausweis, AHV-Karte, Coop- und Migroscumulus und vor allem meine Identitätskarte und sogar noch die von einem meiner Söhne, vom sonstigen kleinen Erinnerungsschnickschnack, der sich über die Jahre angesammelt hat ganz zu schweigen – die alten Passfotos von meinen Kindern, als sie noch ganz klein waren – alles weg. Fünfzig Jahre lang war ich der festen Ueberzeugung, dass mir nichts gestohlen wird. Dieser Glaube ist zerbröselt. Vielleicht bin ich darüber am meisten enttäuscht und überlege immer noch krampfhaft, wo ich dieses Riesending wohl verloren haben könnte. Und der Dieb hat nicht einmal etwas davon, weil es kein Geld drin hatte, nur ein bisschen Münz. Doch wird er mir wohl kaum mein Portemonnaie zurückschicken, so nach dem Motte: „Sorry, eigentlich wollte ich dich beklauen, aber es hatte ja gar nichts Brauchbares drin und darum will ich dich nicht weiter schädigen und schicke dir alles zurück damit du nicht unnötige Lämpen hast.“ Wenn ich mir diesen Aufwand vorstelle bis ich meine Karten wieder hab, krieg ich Schübe und Wallungen zugleich und bin ich doch wieder bei meinem Hauptthema angelangt. So schön, wie sich der Kreis schliesst und sich der Galgenhumor doch nach ans Ende meiner Litanei hangelt.