Und auf ein Neues: Immer wieder versucht, immer wieder ein Schimmer Hoffnung. Ein paar Einflussnahmen seitens der Grossmutter, die doch gerne eine Schauspielerin in der Familie hätte, halbherzige Zugeständnisse von Annina und doch nicht wirklich von Herzen.

Erneute Bestandsaufnahme im Hora nach drei Wochen Schoggijob. Nein, eigentlich möchte sie sowieso nicht arbeiten, einfach zu streng. Was sie am liebsten möchte? Zuhause sein, youtube-Musikfilme schauen, mitsingen, hängen, chillen, einen Freund haben….Also das geht wirklich nicht, liebes Kind. Jeder Mensch muss arbeiten. Streng ist es überall. Aha!

Wo fand sie es strenger, im Schoggijob oder im Hora? Weiss au nöd! Der Lehrplatz wurde nicht wirklich gefunden, das pädagogische Moment scheint unerkannt geblieben.

Willst du nochmals zwei Wochen ins Hora kommen um es herauszufinden? Vielleicht!? Neue Bedenkzeit. Das Vielleicht war am Donnerstag. Heute kriege ich ein Nein. Morgen? Vielleicht ein Ja?

Wann kommt der Moment, wo ich die Hoffnung begrabe? Ist das die richtige Frage? Oder: Wann kommt der Moment, wo Annina wirklich versteht, worum es geht? Oder: Wann weiss Annina wirklich, was sie will? Wann ist ihre Antwort nicht nur ein momentanes Stimmungsbild, das morgen schon wieder andere Farben hat?

Irgendwann ist eine Entscheidung fällig. Ein gewisser Unsicherheitsfaktor bleibt wohl. Damit muss ich mich anfreunden oder es einfach schlucken. Ihr Talent bleibt erhalten. Momentan will sie nicht ihre ganze Kraft und Freude dazu verwenden es zu nutzen und zur Blüte zu bringen. Die Gründe dafür kann ein Mensch mit Down Syndrom oder kann einfach Annina nicht reflektieren und somit auch nicht begründen, Vielleicht später. Das tröstet mich und hilft mir beim Loslassen.

Die Horas proben ihr neues Stück, das schon diese Woche uraufgeführt wird. Die Abschlussarbeit des ersten Jahres. Annina ist nicht dabei, weil sie nicht mitgemacht hat, nicht beim Spielen, nicht einmal beim Singen.

Als ich die Einladung und das Bühnenbild sehe, trifft es mich, ihren Namen nicht aufgeführt zu sehen bei den Darstellern. Sie wäre die Beste, die Begabteste, die Schönste von allen, wenn sie nur zeigen würde, zeigen wollte, ..…! Meine Tochter!

Ich bin ein bisschen enttäuscht. Es mag mi!

Doch Annina will nicht auf diese Bühne. Vielleicht ist es meine Bühne und die Zeit gekommen für mich, nicht immer andere vorzuschieben, Zeit meine Kreativität zu leben und den Mut zu haben, mich zu zeigen. Wenn ich mich nicht mehr so um Annina kümmern muss, dann habe ich Zeit dafür und sie wird entlastet. Möglicherweise findet sie den Weg alleine.